Die Schatzhüter, Teil zwei
Was haben Stonehenge, ein Römerfort am Hadrianswall, das Schlachtfeld von Hastings, ein Bunker aus dem Kalten Krieg und ein in den Hügel geritztes „Weißes Pferd“ in Dorset gemeinsam? Sie alle werden von English Heritage verwaltet, einer Organisation, die sich – wie ihr Name schon sagt – dem (Kultur-)Erbe Englands widmet. Über 400 Gebäude und historische Stätten gehören zu der Sammlung, die 5000 Jahre Geschichte widerspiegelt. Sie sind in öffentlichem Besitz und somit Eigentum des Staates oder, anders gesagt, aller Einwohner des Königreichs, um ihre Pflege und Vermarktung kümmert sich jedoch English Heritage. Momentan wird diese Stiftung noch mit Staatsgeldern unterstützt, sie strebt aber an, sich in einigen Jahren allein zu finanzieren über Eintrittsgelder, Mitgliedsbeiträge und Spenden.
Ihr Logo ist ein stilisiertes, mit Zinnen bewehrtes Quadrat, das genauso gut eine alte Burg symbolisieren könnte wie etwa den Grundriss einer Römervilla. Es hat einen hohen Wiedererkennungswert und findet sich in England auf vielen Straßenschildern am Wegesrand. Bis vor wenigen Jahren war English Heritage auch zuständig für Denkmalpflege und Forschung, wurde dann jedoch aufgeteilt: Seit 2014 befasst sich nun mit „Historic England“ eine eigene Behörde mit diesem Thema. Ist ein historisch bedeutsames Gebäude bedroht, so tritt sie auf den Plan, führt die Denkmalliste und ein umfangreiches Archiv. Auch eher ungewöhnliche Gebäude wie Tankstellen aus den 1950ern, die erste britische Wasserrutsche und so mancher Siebziger-Jahre-Bau, den die meisten Leute derzeit nicht als schön empfinden, stehen dank Historic England unter Denkmalschutz – das sind eben die Kulturdenkmäler von morgen, und jede Ära hinterlässt Erhaltenswertes.
English Heritage jedoch betreut eher die Publikumslieblinge als die versteckten Juwelen und – anders als die Organisation National Trust – keine Landschaften, sondern fast ausschließlich Gebäude oder bebautes Gelände (darunter drei verlassene Dörfer aus dem Mittelalter, aber auch Statuen). Außerdem ist sie nur für England zuständig. Beliebteste Stätte von allen ist das rätselhafte Stonehenge, dem vor einigen Jahren ein neues Besucherzentrum spendiert wurde. Ebenfalls sehr populär: Dover Castle sowie Tintagel Castle in Cornwall, wo angeblich König Artus gezeugt wurde (sofern er denn überhaupt gelebt hat, was aber zweifelhaft ist …).
Die rund anderthalb Millionen Mitglieder haben freien Eintritt zu allen Gebäuden, Gärten und historischen Stätten; allerdings sind einige ohnehin für jedermann kostenlos zu besichtigen. Wir als Touristen können einen English Heritage Pass kaufen, der je nach Bedarf 9 oder 16 Tage gültig ist und für die hundert beliebtesten Sehenwürdigkeiten gilt.
Weitere Beiträge:
Die Schatzhüter, Teil eins: National Trust
Die Schatzhüter, Teil drei: The Landmark Trust
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