Die stolze schöne Pocahontas kennen viele von uns nur aus dem gleichnamigen Walt-Disney-Film. Aber wer weiß schon, dass diese bemerkenswerte Frau – Tochter eines Stammeshäuptlings der Algonkin aus dem heutigen US-Bundesstaat Virginia – in England begraben liegt? Ihre letzte Ruhestätte ist unter der St. George's Church von Gravesend südöstlich von London, wobei der genaue Ort seit einem Brand nicht mehr lokalisiert werden kann. Vor der Kirche steht eine Statue der "Indianerprinzessin". Die Organisation Historic England hat – so berichtet der "Guardian" – gerade dafür gesorgt, dass der Eintrag dieses Standbilds in der Denkmalliste überarbeitet und ergänzt wurde. Denn: Pocahontas' Todestag jährt sich am 21. März zum 400. Mal. Sie wurde nur 22 oder 23 Jahre alt.
Im Film, wir erinnern uns, rettet die Häuptlingstochter den aus England eingewanderten Siedler John Smith und verliebt sich in ihn. Der erste Teil stimmt nachweislich, der zweite eher nicht. Auch wird sie nicht die ganze Zeit dabei gesungen haben. Tatsächlich ging die junge Frau aber dazwischen, als ihr Vater den gefangengenommen Smith töten lassen wollte. Der Häuptling hörte offenbar auf seine Lieblingstochter, die sich für eine friedliche Verständigung mit den Neuankömmlingen einsetzte und den Engländern sogar zeigte, welche Pflanzen der neuen Heimat essbar waren – ohne ihre Hilfe wären sie vielleicht verhungert. Eine Romanze mit John Smith ist nicht belegt. Stattdessen heiratete sie 1614 einen anderen Siedler, John Rolfe, weniger der großen Liebe wegen, eher als Mittel der Friedenssicherung zwischen den beiden Völkern. Sie ließ sich taufen, was ihr möglicherweise aufgezwungen wurde, und ging mit ihrem Mann nach England, wo sie bei Hof empfangen wurde. Ziel der gefährlichen Reise – in einer Nussschale über den Atlantik, wie damals üblich – war es, in England Geld für die Kolonie in Virginia lockerzumachen. Denn den Siedlern ging es alles andere als rosig, obwohl die Anpflanzung von Tabak nach und nach mehr Wohlstand brachte. "Rebecca Rolfe", wie sie sich nun nannte, machte beim englischen Adel großen Eindruck.
Als Pocahontas in England an Land ging, war sie aber schon schwer krank. Wie so viele andere der Ureinwohner Amerikas war sie den Krankheitskeimen, die mit den Siedlern ins Land kamen, nicht gewachsen. Kurz vor der Rückreise nach Amerika starb sie. Als Todesursache der jungen Frau wird heute Tuberkulose oder auch Grippe angesehen. Pocahontas hinterließ ihren Mann und einen zweijährigen Sohn. Dessen Nachkommen waren zahlreich, und viele Familien aus Virginia berufen sich heute auf eine Verwandtschaft mit der Prinzessin.
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