Bitte Platz nehmen …
… oder auf Englisch, please take a seat. Aber auf was eigentlich? Ob es nämlich ein „sofa“ ist, ein „settee“ oder eine „couch“, darüber scheiden sich die Geister in Großbritannien. Zwei dieser Worte benutzen wir ja auch im Deutschen, das „settee“ dagegen ist bei uns unbekannt. In Amerika kennt es auch keiner – ein sehr englisches Wort.
„Couch“ klingt am modernsten, ist aber wohl der älteste der drei Begriffe und stammt vom Lateinischen ab, „collocare“, legen (woraus sich vermutlich auch das französische Wort „coucher“ für schlafen entwickelt hat). Bekanntlich lagen die Römer zu Tische, weshalb sie eine Armstütze an der einen Seite des Möbels benötigten. Deshalb ist eine Couch im historischen Sinne eher eine Ottomane, Chaiselongue oder auch Récamière. (Kurzer Exkurs: Ottomane kommt von „osmanisch“, Chaiselongue heißt „langer Stuhl“ und die Récamière trägt den Namen einer Salonlöwin, Madame Récamier, die kurz nach der Französischen Revolution Furore machte und von der es ein Porträt auf dem nach ihr benannten Liegesofa gibt.)
Zurück nach Großbritannien: Das Wort Couch war schon im 16. Jahrhundert bekannt, berichten die Oxford Dictionaries. Die „couch potato“ aber kuschelte sich erst mit Beginn der Fitnesswelle in die Polster, sozusagen als Gegenmodell zu den Aerobic- und Jogging-Fans. Sie hat sich auch in unserer Sprache ihren festen Platz ergattert, einfach so durch Aussitzen.
Der Begriff „sofa“ ist erstmals im 18. Jahrhundert nachgewiesen und kommt aus dem Arabischen. In Amerika verbreitet ist auch der ur-englisch klingende Ausdruck „chesterfield“, aber das bezeichnet in Großbritannien und bei uns nur einen ganz bestimmten Sofatyp aus Leder, meist in Braun, mit knuffigen Polstern und vielen Knöpfen, Typ „Herrenzimmer“.
Ob man in Großbritannien nun „couch“, „sofa“ oder „settee“ sagt, hat damit zu tun, wie vornehm man ist (oder für wie vornehm man sich hält). Das zu meidende Wort, wenn man es nach oben schaffen will, ist „settee“. Es gilt als gewöhnlich, warum auch immer. Wo das Sofa steht, in der „lounge“, im „sitting room“, im „front room“, im „drawing room“ oder im „living room“ – auch das sagt etwas aus. Aber dazu ein andermal mehr.
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