Der etwas andere Bond
James Bond ist eine Traumrolle, aber man wird sie schwer wieder los. Ob Daniel Craig der Absprung gelingt, wenn er seinem 007 irgendwann „goodbye“ sagt? Oder bleibt er dann, unabhängig von anderen Engagements, auf ewig Agent im Ruhestand? Hoffentlich nicht, denn Craig ist ein sehr vielseitiger Schauspieler. Bis auf Weiteres hält es ihn aber (entgegen seiner Ankündigung) ohnehin im Dienst Ihrer Majestät, der nächste und 25. Film der Reihe soll Ende 2019 ins Kino kommen.
Am 2. März wird Craig 50 Jahre alt. Das mag für einen Agenten nicht mehr ganz jung sein, aber erstens hat James Bond sowieso null Anspruch auf Realitätsnähe, zweitens war dieser Darsteller von Anfang an keine klischeehafte Besetzung. Craigs Version des obercoolen Geheimdienstlers ist vielschichtig und gebrochen, mit einer traumatischen Kindheitsgeschichte, Verletzlichkeit hinter dem stählernen Blick und einem Hang zum Trinken. Und: der Fähigkeit, sich zu verlieben. Damit wird die Romanfigur Ian Flemings, die mitunter als leicht psychopathisch beschrieben wurde (viel Mut, wenig Mitgefühl), doch etwas menschlicher. Ein Draufgänger bleibt er trotzdem.
Als Daniel Craig 2005 erwählt wurde, die Nachfolge Pierce Brosnans anzutreten, ging ein Aufschrei durch Teile der Bond-Fangemeinde: zu klein, zu blass, zu blond, zu weich. Er hat es aber allen gezeigt, oder? Sein Gesicht mag nicht so kantig sein wie das mancher seiner Vorgänger, aber keiner kann so kühl gucken. Und erst diese wunderbare Geste, mit der er sich die Manschetten zurechtzupft, während um ihn herum alles in die Luft fliegt …
Craig ist im schönen Chester geboren und somit erst der zweite Bond-Darsteller, der tatsächlich Engländer ist (neben Roger Moore) – die übrigen Kollegen sind Schotte (Sean Connery), Australier (der glücklose George Lazenby), Waliser (Timothy Dalton) und Ire (Pierce Brosnan). Mit 16 Jahren verließ der junge Daniel die Schule, um Schauspieler zu werden. 1992 war er erstmals im Kino zu sehen. Seine Rollen seither umfassen alles vom irischen Gangster über den deutschen Physiker Werner Heisenberg bis zum Gefährten der kampflustigen Lara Croft. Richtig gut war er auch als Professor, der in der Ian-McEwan-Verfilmung „Liebeswahn“ von einem Stalker verfolgt wird.
Privat ist Craig (nach einer langen Liebesgeschichte mit Heike Makatsch) seit 2011 mit Rachel Weisz verheiratet; er hat eine erwachsene Tochter aus erster Ehe und einen Stiefsohn. Happy Birthday und noch viele erfolgreiche Berufsjahre!
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