„Hanni und Nanni“ kann man nicht nur lesen, sondern auch in insgesamt vier Filmen erleben. Die „hochnäsigen Zwillinge“ wollen im Internat alles doof finden und leben sich dann doch so gut ein. Die Originalgeschichte, die den Filmen zugrunde liegt, darf man getrost zu den Kinderbuch-Klassikern zählen: Sie ist schon 1941 erschienen und wurde von Enid Blyton erdacht. Die englische Schriftstellerin, die unglaublich produktiv war und Generationen von Kindern mit ihren Büchern begleitet hat und weiterhin begleitet, ist vor 123 Jahren (am 11. August 1897) zur Welt gekommen.
Was fällt uns zu Enid Blyton ein? „Fünf Freunde“, Hund Timmy inklusive. Die „Abenteuer“-Kinder Lucy, Jack, Dina und Philipp, Kakadu Kiki nicht zu vergessen. Der hatte ja immer ein Wörtchen mitzureden. „Hanni und Nanni“ natürlich, die im Original Pat und Isabel O´Sullivan heißen (und ihr Internat St. Clare´s, nicht Lindenhof). Die „Schwarze Sieben“. Dolly, ebenfalls Internatsschülerin. Und, und, und … In der deutschsprachigen Welt kamen die Bücher erst ab den 1960ern heraus, in Großbritannien schon 20 Jahre zuvor. Obwohl die Übersetzer vieles verändert und unter anderem Hinweise auf den Zweiten Weltkrieg herausgenommen haben, die Namen teilweise eindeutschten und einiges so modernisierten, blieb die besondere Atmosphäre der Bücher überwiegend erhalten. Und die wirkte halt irgendwie englisch, nicht zuletzt wegen der ständigen Picknicks, der kurzen Hosen und der zugigen Schlösser …
In Großbritannien hat Enid Blyton, deren Schriftzug die meisten Bücher auf dem Cover ziert, auch sehr viel für kleine Kinder geschrieben. Holzmännchen Noddy schaffte es über den Kanal, erreichte hier aber nicht die gleiche Popularität. Dafür brachen „Hanni und Nanni“ auf Deutsch alle Rekorde und waren so beliebt, dass der Schneider-Verlag noch viele weitere Bände zu den sechs Originalen hinzuschreiben ließ, und zwar von Auftragsschreibern. Den jungen Leserinnen war´s egal. Die meisten Enid-Blyton-Bücher und Hörspiele, die auf Deutsch erschienen sind, richten sich an eine Altersgruppe ab etwa zehn Jahren. Die Kinder darin erleben ganz viel, halten zusammen, haben ein festes Wertgefüge und sind zu Erwachsenen höflich, brauchen sie aber eigentlich nicht. Sie sind sich selbst genug.
Enid Blyton, 1968 gestorben, verbrachte die meiste Zeit ihres Lebens an der Schreibmaschine und wusste angeblich schon, ehe sie selbst lesen konnte, dass sie Geschichten schreiben wollte. Ihre Bücher sind immer wieder kritisiert worden: Der Schreibstil sei schlicht, Mädchen entweder Zimperliesen oder halbe Jungs und so weiter. Das stimmt alles mehr oder weniger, trotzdem werden ihre Geschichten immer noch gern gelesen und sind für viele Erwachsene eine lieb gewonnene Kindheitserinnerung. So lieb, dass es seit kurzem eine in Stil und Illustration täuschend ähnliche Parodie gibt, die den „fünf Freunden“ von einst ganz neue Probleme in den Weg legt: „Five go to Brexit Island“ zum Beispiel, „Five go gluten free“ oder „Five give up the booze“, trinken keinen Alkohol mehr. Komisch, im Original haben sie eh immer Limonade getrunken, und zwar in rauen Mengen.
Leserbriefe (1)
Bettina Scheuerich-Wagner
am 12.08.2020als Kind habe ich die Bücher verschlungen. Einzig die Variante Dosenpfirsich mit Büchsenmilch bei den Picknicks habe ich immer etwas sonderbar gefunden :)
Liebe Grüße