Heute schon etwas Nettes gesagt zu den Mitmenschen? Wenn nicht, wird es Zeit, denn wir haben den Welttag der Komplimente. Wenn wir darüber nachdenken, dann fällt uns ja zu den meisten Leuten etwas ein, das sich zu loben lohnt (und wenn nicht, dann ist es vielleicht besser, sich fernzuhalten).
Im Englischen heißen die kleinen Freundlichkeiten, die den Alltag schöner und heller machen, „compliments“. Ihrem Wesen nach sind sie „complimentary“, was gleich zwei Bedeutungen hat: schmeichelhaft – und kostenlos. In Hotels finden wir, wenn wir sie wieder betreten dürfen, manchmal „a complimentary bottle of water“ oder, wenn es ein Superhotel ist, „a complimentary bottle of champagne“ vor. Diese zweite Bedeutung kommt wohl von etwas gedrechselten Redewendungen im Stil von „mit Komplimenten überreicht“.
In jedem Fall sind Komplimente selbst kostenlos (obwohl man sie im Englischen „zahlt“, to pay compliments). Sie lohnen sich aber trotzdem. Jeder und jede freut sich darüber, und das gilt auch für die von Natur aus zurückhaltenden Briten, die inzwischen gelernt haben, nicht abwehrend darauf zu reagieren. Die richtige Antwort ist jedenfalls immer: Thank you. Ein Kompliment zurückzugeben, ist auch nie verkehrt.
Das Lob kann sich aufs Aussehen beziehen, aber noch willkommener sind oft positive Bemerkungen über unseren Charakter und unsere Fähigkeiten nach dem Motto: Bei dir fühle ich mich rundum wohl. Das hast du wieder super hingekriegt. Und so weiter. Bei den Komplimenten über Äußerlichkeiten ist auch und gerade in Großbritannien Vorsicht angeraten, wenn es allzu persönlich wird – das kommt nicht gut an, ebenso wenig wie offensichtliche Übertreibungen. Anzügliche Bemerkungen, die auch nur im Entferntesten mit Sex zu tun haben, sind absolut tabu, das gilt als „sleazy“, schmierig. „I love your legs“ kann schon zu viel sein, wenn man sich nicht gerade sehr gut kennt. Freundinnen untereinander können das natürlich ungestraft sagen, aber Kollege zur Kollegin – eher nein.
Nicht immer kriegt man ein Kompliment zurück und sollte es auch nicht erwarten. Aber jemandem etwas Freundliches zu sagen, tut auch uns selbst gut. Wir sollten es bei jeder Gelegenheit versuchen, aber dabei immer ehrlich bleiben. Manipulation bleibt selten unbemerkt.
P. S. Das Wort Kompliment ist, wer hätte es gedacht, verwandt mit „komplett“. Und so fühlen wir uns auch, wenn wir eins bekommen – vollkommen froh.
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