Darauf ein Honigbrot
95 Jahre alt und so jung und niedlich wie am ersten Tag: Pu der Bär, im Original Winnie the Pooh, feiert heute einen halbrunden Geburtstag und freut sich vermutlich schon auf den Hundertsten in fünf Jahren. Die Zeit kann ihm nichts anhaben, jede Generation entdeckt diesen kleinen Kerl aufs Neue. Seit seinem ersten Auftritt am 14. Oktober 1926, als das Originalbuch erschien, hat er einen festen Platz in Kinderherzen und Kinderzimmern.
Erfinder dieser zeitlosen literarischen Figur war Alan Alexander Milne, ein englischer Schriftsteller. Er nahm den Teddy seines Sohnes Christopher Robin zum Vorbild und ließ auch weitere Stofftiere aus dessen Besitz mitmachen – darunter das Ferkel und den Tiger. Jedes dieser Tiere hat einen eigenen Charakter, Winnie ist lieb und arglos, aber nicht besonders helle. Christopher Robin selbst spielt ebenfalls eine Hauptrolle.
Die Zeichnungen von Ernest Howard Shepard trugen wesentlich zum Erfolg der Figuren bei. Ab den 1960ern verdrängte die Adaption als Disneyfilm das Original in der Wahrnehmung von großen und kleinen Fans. Doch die schlichten und rührenden Darstellungen Shepards sind es wert, neu entdeckt zu werden.
Zum Jubiläum gibt es drei Neuigkeiten zu berichten:
- Erstens wurde die Brücke, auf der Christopher Robin und Winnie the Pooh in den Büchern Stöcke ins Wasser werfen, gerade für rund 150.000 Euro von einem englischen Landadligen ersteigert und wird auf dessen Gut Buckhurst Park in Sussex neu aufgebaut. Es handelt sich um die Original-„Poohsticks“-Brücke, die nicht weit entfernt in Ashdown Forest (im Buch heißt er: Hundertmorgenwald) stand. Jedoch musste am eigentlichen Standort schon vor längerer Zeit ein Nachbau her, weil die vielen, vielen Pooh-Fans die Brücke allein durch die Zahl ihrer Besuche in Mitleidenschaft gezogen hatten. Das Original wird nun restauriert und im Park präsentiert.
- Zweitens erscheint zum Geburtstag ein neues Abenteuer von Winnie the Pooh, das von Autorin Jane Riordan und Illustrator Marc Burgess „im Stil“ des Originals verfasst bzw. gezeichnet wurde. Das Buch hat den Titel „Once there was a Bear“ und ist eine Art Prequel zu Milnes Büchern.
- Drittens können seit September bis zu vier Personen in einem BearBnB übernachten. Das Baumhaus, eine entzückende Übernachtungsmöglichkeit, steht im Ashdown Forest und wurde getreu den Vorlagen von Shepards Zeichnungen gebaut. Strikte Hausregeln müssen allerdings beachten werden, z. B. nicht die Finger in die Honigtöpfe zu stecken und keine Haustiere, außer natürlich Winnie the Pooh und seine Freunde, mitzubringen!
Christopher Robin, der kleine Junge von damals, hatte übrigens wenig Vorteile vom Ruhm seines Alter ego und dessen Bärchen. Als Kind und junger Mann wurde er immer wieder ausgelacht und sogar gemobbt, sobald seine Verbindung zur Kinderbuchfigur bekannt wurde. Die Beziehung zu seinen Eltern war schwierig, und Milne junior wollte auch keine Tantiemen aus den Büchern haben. Trotzdem scheint er sich am Ende mit Winnie ausgesöhnt zu haben, jedenfalls gibt es Fotos, auf denen er eine Statue des Bären im Londoner Zoo einweihte, die zu Ehren seines Vaters errichtet wurde.
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