So sollten Zugreisen immer sein. Vor der Panoramascheibe rollt die Landschaft der Highlands vorbei, der Passagier versinkt – das Champagnerglas in der Hand – im Polster. Später geht es, stilvoll gekleidet, zum Gourmet-Dinner in den Speisewagen, dann auf ein „wee dram“ Whisky in den Salon – und zum Schluss mit der nötigen Bettschwere in die zwar übersichtliche, aber perfekt durchgeplante Kabine mit Privatbad. Damit die Nachtruhe ungestört bleibt, steht der Zug nun auf dem Abstellgleis, und am Morgen kommt der Steward mit dem Tee. Wonderful!
Eine Klasse für sich
Eine Traumreise im „Royal Scotsman“ wird für viele von uns genau das bleiben – ein Traum. Denn abgesehen von derzeitigen Reisebeschränkungen ist sie auch ganz schön teuer (weiter unten gibt´s aber einen Link zum virtuellen Mitfahren). Dafür ist dieser Zug eine Klasse für sich und hat so gar nichts mit Bahnreisen der Marke „Zugverspätung, gequäkte Durchsage und Sanitärraum von zweifelhafter Sauberkeit“ gemein. Es geht schon sehr stilvoll los, und zwar in Edinburgh. Wenn sich die maximal vierzig Passagiere am Zug einfinden, stammt das einzige Quäken (wenn man es denn etwas respektlos so nennen will) vom Dudelsackpfeifer im Kilt: Er spielt zur Begrüßung vor dem edel dunkelrot mit goldenen Lettern lackierten Gefährt.
In Schottland unterwegs
Der königliche Schotte rollt auf mehreren Routen durch den Norden, von der Ost- zur Westküste und mitten durch die Highlands. Die kürzeste Reise hat zwei Übernachtungen, die längste dreizehn. Obwohl er sehr nostalgisch wirkt mit seinem glänzenden Lack, der Mahagoni-Holzvertäfelung, den Teppichen und dem edlen Porzellan, ist er doch erst seit 1985 unterwegs. Damals wurden historische Waggons aufgekauft, generalüberholt, um Nachbauten ergänzt und zu einem neuen Zug im alten Stil zusammengesetzt. Nach einem Besitzerwechsel gehört der Scotsman heute dem Luxusreiseunternehmen Belmond, das auch den legendären Orient Express auf die Schienen setzt.
Noble Ausstattung
Das Interieur des Scotsman orientiert sich am Stil schottischer Gutshäuser und Herrensitze: viel Tartan, schwere Wollstoffe, blinkendes Kristallglas, gedämpftes Licht. Sogar eine Bibliothek ist an Bord. Wer Whisky liebt, hat reichlich Auswahl und kann zudem unterwegs die eine oder andere Brennerei besuchen. Auch das abendliche Unterhaltungsprogramm ist traditionell schottisch mit Tanz und Erzählungen. Neben den beiden Speisewagen und den Schlafwaggons (vier Einzel-, ansonsten Doppelkabinen) fährt sogar ein „Spa“ mit, ein Waggon für Wellnessbehandlungen.
Ausflüge und andere Vergnügungen
Für Ausflüge steigen die Passagiere in den Bus um und besuchen Schlösser und Gärten wie etwa Glamis Castle, Geburtsort der Queen Mother, historische Stätten wie das Schlachtfeld von Culloden, Städte wie Dundee und Fort William. Auch Wanderungen in den Highlands, Golfspiel und Schwimmen im kühlen Loch, Bootsfahrten zu den Inseln vor der Westküste, Picknicks bei Tag und Sternengucken bei Nacht sowie „country pursuits“ wie Tontaubenschießen und Fischen werden angeboten.
Über sieben Brücken ...
Die Reise führt je nach Strecke über eine ganze Reihe berühmter und spektakulär schöner Eisenbahnbrücken, darunter die Forth Bridge, die drei Kilometer lange Firth of Tay Bridge, neben der noch die Fundamente ihrer 1879 eingestürzten Vorgängerin aus dem Wasser ragen, und den Glenfinnan-Viadukt, der spätestens seit den Harry-Potter-Filmen zu einem Symbol Schottlands geworden ist.
Weitere Infos zum Stöbern: www.belmond.com
Auch haben verschiedene Reiseanbieter den schicken Schotten im Programm, darunter Ameropa.
Und hier geht es zu einer Reportage über den Royal Scotsman: https://www.ardmediathek.de/video/eisenbahn-romantik/royal-scotsman/swr/Y3JpZDovL3N3ci5kZS8xNjA4MjgzOA/
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