Wenn man an London denkt, denkt man unweigerlich auch an die Themse. Dabei gibt es viel mehr Flüsse in Großbritanniens Hauptstadt, nur sieht man diese nicht, weil sie über die Geschichte hinweg in die Kanalisation verbannt wurden. Am Beispiel des River Fleet wollen wir Ihnen das Schicksal von Londons unterirdischen Flüssen aufzeigen.
Von Hampstead nach Blackfriars
Der längste unterirdische Fluss Londons trägt einen berühmten Namen bzw. hat er der Fleet Street in der City of London ihren Namen gegeben. Der Fleet hat zwei Quellen in Hampstead Heath im Norden von London. Dort speist er zwei Teiche, aus denen er dann unterirdisch in Camden Town zusammenfließt. Aus dieser Vereinigung entstand auch der Name Holborn für den Stadtteil: Der Name des Flusses stammt vom altenglischen „holburna“ (Bach in einem tiefen Tal) beziehungsweise „flēot“ (Mündung).
Von dort aus fließt der Fleet an den Bahnhöfen King’s Cross und Farringdon vorbei und mündet schließlich bei der Blackfriars Bridge in die Themse.
Vom Hafen zur Kloake
Der Fleet war nicht immer unterirdisch, sondern zu römischer und angelsächsischer Zeit ein ganz normaler Fluss, der im Mündungsbereich an der Themse mit fast 100 Metern Breite als Hafen für Handelsschiffe und Fischerboote diente. Zahlreiche Brunnen säumten seinen Weg durch die Stadt. Doch durch das unaufhaltsame Wachstum der Stadt verkam der Fluss immer mehr zur Kloake, schon im 13. Jahrhundert galt das Wasser als verschmutzt.
Sir Christopher Wren schlug nach dem Großen Brand von 1666 vor, den Fluss zu verbreitern, doch stattdessen wurden über die nächsten Jahrzehnte und Jahrhunderte immer weitere Teile kanalisiert oder zumindest überdeckt, bis schließlich in den 1870er-Jahren auch der oberste Bereich in Hampstead in den Untergrund verschwand.
Der Fleet heute
Auch wenn der einstige Fluss aus dem Stadtbild komplett getilgt wurde, sind seine Reste doch immer noch auffindbar bzw. sein Verlauf erkennbar. In Hampstead sind die Teiche noch vorhanden. Neben der King's Cross Station verläuft die Gebäudelinie sehr ungewöhnlich, weil die Bebauung damals dem Flusslauf folgte. Sehr gut sichtbar ist das bei der Kurve am Great Northern Hotel. Straßennamen wie „Old Fleet Street“ oder „Watergate“ weisen auf den Verlauf hin und es gibt mehrere Orte, wo man den Fluss noch hören oder sogar sehen kann. Diese sehen Sie in einem Video von „Londonist“!
https://youtu.be/YgX-UAoxKRM
Es gibt noch einige weitere unterirdische Flüsse. Diese können Sie auf der Webseite des Autors Paul Talling entdecken, der ein Buch über die Flüsse geschrieben hat und Stadtrundgänge dazu anbietet:
https://www.londonslostrivers.com/
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