Zwei Jubiläen (nicht nur) für Gruselfans und drei Gründe, sich einen Klassiker der Weltliteratur und des Kinos mal wieder näher anzusehen:
- Heute vor genau 125 Jahren – am 26. Mai 1897 – erschien in London ein Schauerroman, der ein ganzes Genre prägen sollte: „Dracula“ von Bram Stoker.
- Zur Feier des Jubiläums hat die Organisation English Heritage heute zum weltgrößten Vampirtreffen an die Abteiruine von Whitby eingeladen. Alle dürfen mitmachen, sofern das Outfit stimmt (die Regeln sind streng!)
- Und morgen, am 27. Mai, wäre Christopher Lee, einer der bekanntesten Dracula-Darsteller überhaupt, 100 Jahre alt geworden.
Der Autor und sein Buch
Bram, eigentlich Abraham, Stoker war Ire, bei Dublin geboren, und verbrachte die ersten sieben Lebensjahre im Bett. Der Grund war eine Krankheit, die nie diagnostiziert wurde und plötzlich verschwand. Das Motiv des lähmenden Schlafes und der Wiederauferstehung spiegelt sich nicht zuletzt in seinem größten Erfolg.
Eigentlich war Stoker Schauspieleragent und Theatermanager in London. Für seinen Roman hatte er sich von alten Legenden und der historischen Figur des transsylvanischen Fürsten Vlad inspirieren lassen, aber auch von Orten wie Slains Castle in Schottland und eben der nordenglischen Küstenstadt Whitby. Das Resultat war ein bis heute lesenswertes Buch um den arglosen Jonathan Harker, der nach Transsylvanien reist, um einem gewissen Grafen Dracula beim Erwerb einer Londoner Immobilie zu helfen. Der Mann kommt ihm auf Anhieb seltsam vor, doch in was Jonathan da wirklich hineingeraten ist, wird ihm erst nach und nach klar … Das Buch passte perfekt in die spätviktorianische Zeit, in der großes Interesse an Übernatürlichem herrschte und man sich gern gruselte.
Die etwas andere Geburtstagsparty
Im Buch legt das Schiff Draculas in Whitby an, und der Autor hat nachweislich in der örtlichen Bücherei über Vampire recherchiert. Grund genug für English Heritage, einen Rekordversuch zu starten. Ab 18.45 Uhr Ortszeit sollen sich heute Vampire jeden Alters und Geschlechts an der malerischen Abteiruine versammeln. Ziel ist es, mehr als 1.039 Untote zusammenzukriegen (denn das ist aktuell der Rekord, vor elf Jahren in Virginia aufgestellt) und damit ins Guinness Buch der Rekorde zu kommen. (Alb-)Traumhaft wäre natürlich die Zahl 1897 …
Der Gentleman im Cape
Dracula wurde sehr oft verfilmt, das erste Mal 1921 als Stummfilm in Ungarn. Der britische Schauspieler Christopher Lee – über einsneunzig groß, markante Gesichtszüge – verlieh dem Vampir ab 1958 in der Version von Regisseur Terence Fisher die Ausstrahlung eines Gentlemans mit morbidem Sex-Appeal. Das kam gut an, und er spielte diese Rolle insgesamt achtmal. Danach war Lee eine Zeitlang auf Bösewichte wie Dr. Fu Man Chu oder den James-Bond-Gegenspieler Scaramanga abonniert, übernahm aber in seiner langen Karriere bis zu seinem Tod 2015 auch viele andere Rollen, darunter Sherlock Holmes sowie Saruman aus dem „Herrn der Ringe“. Übrigens hat Christopher Lee den Autor J. R. R. Tolkien persönlich gekannt, und mit Bond-Schöpfer Ian Fleming war er verwandt.
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