Die Äußeren Hebriden gehören zu den entlegensten und eindrucksvollsten Landschaften Schottlands und ganz Großbritanniens. Nach unserer Reise mit Bus und Bahn bis nach Oban setzen wir nun mit der Fähre auf die Inselwelt der Hebriden über – ein Abenteuer, das uns zu menschenleeren malerischen Buchten, von endlosen Dünen gesäumten Stränden und authentischen Dörfern bis zum wortwörtlichen Hintern der Inseln führt.
Castlebay und die wilden Buchten von Barra
Der erste Stopp ist Castlebay, der gemütliche Hauptort der Isle of Barra. Schon beim Anlegen spürt man, dass das Leben hier rauer ist als auf dem Festland. Der Wind peitscht den Passagieren bereits an Deck der Fähre um die Ohren, und die Wellen brechen mit nordseetypischer Wucht gegen die Hafenmauer. Ganz anders als das unberechenbare Wetter ist die herzliche Begrüßung auf der Insel: Linda vom Tigh na Mara Guesthouse, das nur wenige Schritte vom Pier entfernt liegt, kümmert sich liebevoll um ihre Gäste. Sie erzählt schüchtern von dem besonderen Moment, als sie König Charles traf. Im Flur des Gästehauses hängt ein gerahmtes Bild von ihr und dem jungen Prinzen, das an seinen Besuch auf der Insel vor vielen Jahren erinnert – ein kleines Stück Geschichte, das die Liebe der königlichen Familie zu den Inseln unterstreicht. Understandably so. Die Zimmer von Lindas Bed & Breakfast bieten einen atemberaubenden Blick auf die Bucht und das imposante Kisimul Castle, das majestätisch auf einer kleinen, vorgelagerten Insel im Hafen thront.
Von Castlebay aus lohnt sich ein Ausflug nach Vatersay, der südlichsten bewohnten Insel der Äußeren Hebriden, die man per Bus oder per Anhalter über eine kurze Brücke erreicht. Die Menschen sind herzlich und hilfsbereit und lassen Touristen sprichwörtlich nicht im Regen stehen. Die weißen Sandstrände von Vatersay, umspült vom karibisch-blauen Wasser, zählen zu den schönsten der Hebriden – oft teilt man sie nur mit ein paar neugierigen Kühen, die friedlich in den Dünen grasen. Aber das raue Wetter macht selbst im August keine Ausnahme – häufig wechselt es in einem Moment von Sonnenschein zu stürmischen Winden und Regen. Doch gerade diese Unbeständigkeit verleiht der Landschaft ihren wilden Charme.
Uist: Authentisches Inselerlebnis auf South und North Uist
Danach geht es mit der Fähre weiter nach South und North Uist. Hier erwartet uns das typisch schottische Inselleben: urige Cottages mit Reetdächern, endlose Weiten und die Geräusche der Natur. Besonders bezaubernd ist das Tigh an Boireach Cottage auf North Uist. Der urige Geheimtipp wartet mit einer Mischung aus traditionellem Charme und modernen Annehmlichkeiten auf und bietet eine perfekt ausgestattete Küche, in der man gemütliche Mahlzeiten zubereiten kann, und einen elektrischen Kamin, der an kühlen Abenden (also fast immer!) für wohlige Wärme sorgt.
Dank der sorgfältig ausgesuchten DVD-Sammlung wird einem hier nicht langweilig, während draußen der Wind pfeift und der Regen gegen die Scheiben des Cottages prasselt. Im antiken Himmelbett aus massivem Eichenholz schläft man trotz Sturm wie ein Highland-Adliger. Einen ca. halbstündigen Fußmarsch entlang der Weiden und am alten und neuen Seefahrer-Friedhof vorbei, liegt der Strand Traigh Iar, ein endloser, sanfter Sandstrand, auf dem Schafe zwischen den Dünen weiden und den Kitesurfern beim wagemutigen Ritt in den Wellen zusehen. Die Busverbindungen sind spärlich, aber wer den Fahrplan oder besser noch den Fahrer irgendwann kennt, kann sich sogar direkt vor der Tür des Cottages abholen lassen. Das ist die Herzlichkeit der Highlander!
Harris und Lewis: Dramatische Küsten und unberührte Strände
Die Inseln Harris und Lewis bilden geografisch eine einzige Landmasse, wobei Harris den südlichen und Lewis den nördlichen Teil der Insel ausmacht. Mit der legendären Caledonian-McBrye-Fähre machen wir uns auf den Weg zur rauen Schönheit der Isle of Harris. Bekannt für einige der schönsten Strände Europas, ist Harris ein Paradies für Naturliebhaber. Luskentyre Beach wird regelmäßig zu einem der schönsten Strände der Welt gewählt - und das zu Recht: Das türkisfarbene Wasser, die weiten Sandflächen und die sanften Hügel im Hintergrund lassen die Zeit stillstehen und die raue Schönheit der Natur wirkt hier fast unwirklich, als wäre man in einem fernen Paradies. Wer hier mit der ganzen Familie unterkommen will, kann sich im Atlantic Cottage einmieten, das Isobel vermietet oder in die etwas kleinere aber unheimlich gemütliche Attic Suite im Obergeschoss des Familienhauses ziehen – ein echter Insidertipp. Mit ihrer gemütlichen Ausstattung, einem separaten Schlafzimmer, einem Wohnzimmer mit Kitchenette und einem großen TV mit Netflix ist sie perfekt, falls das wechselhafte Wetter mal wieder nicht zum Strandspaziergang einlädt. Und bei gutem Wetter bietet sich von beiden Unterkünften ein traumhafter Blick über den Luskentyre Beach – ein Panorama, das kaum zu übertreffen ist.
Neben der atemberaubenden Natur ist Harris auch die Heimat des berühmten Harris Tweed. In Tarbert, dem Hauptort der Insel, können Sie einen Blick in die Webereien werfen und hautnah erleben, wie dieser traditionelle Stoff mit viel Geschick und Geduld hergestellt wird.
Auf der berühmten Golden Road, die sich durch die wilde Mondlandschaft von Harris windet, begegnet man schroffen Felsen, stillen Seen und einsamen Dörfern – eine Straße, auf der man selten einer Menschenseele begegnet und Bäume und Büsche eine Seltenheit sind. Fahren Sie langsam, nicht nur wegen des Ausblicks, sondern auch, um den vielen Schafen den Vortritt zu lassen, die es sich gerne auf der Straße gemütlich machen.
Der Callanish Steinkreis auf der Isle of Lewis
Ein Highlight auf der Isle of Lewis ist der berühmte Callanish Steinkreis. Diese mystische Formation aus massiven Monolithen, die schon seit über 5.000 Jahren auf der Insel steht, bietet einen beeindruckenden Anblick. Für Fans der Serie Outlander ist ein Besuch fast Pflicht – auch wenn man hier (vermutlich!) nicht plötzlich ins 18. Jahrhundert zurückgeschleudert wird und sich ”Black Jack” Randall gegenüber wiederfindet. Es ist leicht, sich hier in der uralten Geschichte zu verlieren und die Magie der Steine auf sich wirken zu lassen.
Das Blackhouse Village – Eintauchen in die Vergangenheit ist hier erwünscht!
Nicht weit entfernt vom Steinkreis wartet eine weitere Sehenswürdigkeit, die Besucher mit auf eine Reise in die Vergangenheit nimmt: das Blackhouse Village in Gearrannan. Diese traditionellen, mit Torf gedeckten Häuser bieten einen authentischen Einblick in das frühere Leben auf den Hebriden. Einst lebten hier die Inselbewohner in einfachen, robusten Behausungen, die perfekt an die raue Witterung der Region angepasst waren. Heute sind einige dieser Häuser liebevoll restauriert und bieten Einblicke in das Leben vergangener Zeiten – inklusive des berüchtigten stürmischen Wetters, das auf den Hebriden auch im Sommer schnell mal den Alltag bestimmt.
Stornoway: Kulturelles Herz der Isle of Lewis
Der nördlichste Teil der Hebriden, die Isle of Lewis, lockt mit einer faszinierenden Mischung aus Geschichte und Kultur. In Stornoway, dem – zumindest im Vergleich zum Rest der Inseln – geschäftigen Zentrum erwartet Sie eine lebendige Atmosphäre mit gemütlichen Cafés, modernen Restaurants und originellen Geschäften. Ein Geheimtipp ist EJayDesign, das durch Instagram auf den Hebriden berühmt gewordene Kunstgeschäft von Eilidh Jamieson. Das einheimische Talent stellt hier ihre Werke aus, die von den wilden Landschaften der Hebriden und ihren Reisen rund um die Welt inspiriert sind. Ihre bunten Aquarell-Kunstwerke zieren handgefertigten Karten und personalisierte Werke und sind perfekte Souvenirs, die Erinnerungen an die diese Reise festhalten.
Ein weiteres besonderes Mitbringsel ist die Wildeve Botanical Infusion No. 1, eine einzigartige, alkoholfreie Kräuterinfusion, die in Zusammenarbeit mit House of Clarity entwickelt wurde. Inspiriert von den wilden, unberührten Landschaften der Hebriden, fängt dieses Getränk die Essenz der Natur ein. Die Mischung aus sorgfältig ausgewählten Botanicals spiegelt die raue, aber zugleich faszinierende Flora der Inseln wider. Mit ihrem komplexen, vielschichtigen Geschmack – von erfrischenden Kräuternoten bis hin zu subtilen, blumigen Untertönen – ist die Wildeve Botanical Infusion ein stilvolles und gesundes Mitbringsel.
Der Butt of Lewis: Wo die Welt endet und der Ozean beginnt
Bevor die Reise zu Ende geht, wartet noch ein letztes Highlight im hohen Norden der Insel: der Butt of Lewis – oder zu Deutsch – der Hintern von Lewis – der nördlichste Punkt der Hebriden. Hier brechen die Wellen des Atlantiks mit voller Wucht gegen die Klippen, und der Wind bläst so stark, dass es sich anfühlt, als wäre man tatsächlich am Ende der Welt. Die wilde, ungezähmte Natur an diesem Ort hinterlässt einen bleibenden Eindruck – ein letzter Moment der Ruhe und Einsamkeit, bevor es über Stornoway zurück in die Zivilisation und in den Alltag geht.
Leserbriefe (1)
To. Crossfield
vor 3 WochenDanke dafür, To. Crossfield