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Frieze London & Frieze Masters: Bühne der Gegenwart, Spiegel der Vergangenheit

Frieze London & Frieze Masters: Bühne der Gegenwart, Spiegel der Vergangenheit

Der September ist in London optisch einer der schönsten Monate des Jahres. Die Parks färben sich langsam in erste Herbsttöne, die Fashion Week eine stilbewusste und farbenfrohe Modemeute in die englische Hauptstadt und die Sonnenuntergänge tauchen den Himmel über der Themse in sanfte Farben. Wenn die Abende kürzer werden und Designer, Journalistinnen und Journalisten sowie normale Besucher noch die letzten Pints im Straßencafé auskosten, strömt die internationale Kunstwelt längst Richtung Regent’s Park. Dort öffnet vom 10. bis 14. September 2025 wieder die Frieze London ihre Türen, flankiert von der Frieze Masters – zwei Messen, die längst mehr sind als ein Pflichttermin im Kalender von Sammlern, Kuratoren und Kunstliebhabern. Sie sind ein globales Schaufenster, ein Ort, an dem die Gegenwart der Kunst in den Dialog mit ihrer eigenen Geschichte tritt.

Die Messe, die London verändert hat

Als die Frieze 2003 zum ersten Mal stattfand, war London zwar schon ein Kunstzentrum, doch mit einem Schlag rückte die Stadt auf Augenhöhe mit Basel und Miami. Seither gilt die Messe als Seismograph für das, was zeitgenössische Kunst gerade bewegt. Von Gemälden über digitale Installationen bis zu performativen Arbeiten, hier wird nicht nur verkauft, hier wird verhandelt, welche Namen und Themen in den kommenden Jahren den Takt angeben.

In den weißen Zelten des Regent’s Park drängen sich Galerien aus New York, Berlin, Tokio, Kapstadt. Wer Rang und Namen hat, ist dabei. Und wer keinen Stand ergattert, versucht es wenigstens mit einem Satelliten-Event irgendwo zwischen Mayfair und Shoreditch. Frieze ist längst nicht nur Messe, sondern ein Zustand. Eine Woche, in der London zu einem einzigen, gigantischen Atelier wird.

Alte Meister im neuen Licht

Direkt nebenan: die Frieze Masters. Sie ist die elegantere Schwester, die das Gespräch mit der Vergangenheit sucht. Werke alter Meister hängen hier neben ikonischen Klassikern des 20. Jahrhunderts. Rembrandt trifft auf Richter, Botticelli auf Basquiat. Dieser Blick zurück ist keine Nostalgie, sondern ein Korrektiv: Hier wird sichtbar, wie sehr das Heute seine Linien aus der Vergangenheit zieht. Wer in den Gängen der Masters wandelt, merkt schnell, dass „zeitgenössisch“ immer auch bedeutet, mit etwas in Resonanz zu treten, das schon da war.

Glamour, Geschäft und Gesellschaft

Natürlich ist Frieze auch ein Treffpunkt für die, die Kunst als Anlage verstehen. Zwischen Champagner-Empfängen und VIP-Previews wechseln Bilder für Millionen den Besitzer. Aber es wäre zu kurz gegriffen, die Messe auf ihre Verkaufszahlen zu reduzieren. Sie ist ebenso eine Bühne für Debatten, Vorträge, Panels. Über Klimakrise und Nachhaltigkeit in der Kunstproduktion, über Diversität, über die Rolle von Museen in einer zunehmend digitalen Welt.

Glamourös ist es natürlich auch: Stars aus Mode und Film lassen sich blicken, Designer suchen Inspiration, junge Künstlerinnen nutzen den Moment, um sich mit ihrer Arbeit ins Gespräch zu bringen. Frieze ist Marktplatz und Laufsteg, Diskursforum und Society-Event. Selbst die Hotellerie der Stadt zieht mit: Das Broadwick Soho, offizieller Partner von Frieze London und Frieze Masters, bietet ein exklusives Übernachtungspaket mit unbegrenztem VIP-Zugang – auch am streng limitierten Preview Day. Ein Zeichen dafür, wie sehr die Messe über den Kunstmarkt hinaus zum Kulturereignis der Stadt geworden ist.

Kunst als Spiegel der Stadt

Vielleicht liegt die Faszination der Frieze darin, dass sie so typisch London ist. Diese Stadt, die Altes und Neues, Hochglanz und Rauheit, Diskurs und Geschäft schon immer mühelos miteinander verband. Im Regent’s Park zeigt sich dieses London at its best: der Mut zur Gegenwart, die Lust am Experiment, aber auch die Beharrlichkeit, die eigene Geschichte mitzudenken.

Warum es sich lohnt

Wer im September durch die Hallen geht, sieht nicht nur Kunst, sondern auch, wie sie uns definiert. Zwischen aufstrebenden Namen und alten Größen wird sichtbar, dass Kunst kein Beiwerk ist, sondern Kommentar, Widerspruch, Spiegel. Und vielleicht ist es genau das, was die Frieze London & Frieze Masters so besonders macht: dass sie alle diese Ebenen in einer einzigen Woche zusammenbringt.

Am Ende verlässt man das Gelände mit reizüberfluteten Sinnen, mit vollen Notizbüchern und mit dem Gefühl, Zeuge einer Momentaufnahme geworden zu sein, die nächstes Jahr schon wieder anders aussehen wird. Wir bleiben gespannt!

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