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Great River Race auf der Themse: London rudert wieder aus der Reihe

Great River Race auf der Themse: London rudert wieder aus der Reihe

London hat viele Gesichter. An diesem Septembertag zeigt es eines seiner lautesten und zugleich charmantesten. Das Great River Race am 20. September ist kein feines Universitätsduell zwischen Oxford und Cambridge, sondern ein Volksfest auf dem Wasser. Mehr als 300 Boote stürzen sich in den Marathon auf der Themse. Es geht um Ehre, Ausdauer und natürlich den Spaß – vor allem danach!

Krampffrei ins Ziel

Über 20 Meilen geht es stromaufwärts, mehr als 300 Boote starten hier jedes Jahr. Darunter schlanke Skiffs, traditionelle Wherries, Kanus, Wikingerschiffe mit Drachenkopf, ja sogar improvisierte Konstruktionen, die aussehen, als wären sie in der heimischen Werkstatt entstanden – teilweise sind sie das auch. Die Regeln sind streng, doch das Rennen lebt von der Vielfalt. Manche Teams haben monatelang trainiert; bei anderen entstand die Idee irgendwann am Vorabend zwischen dem dritten und fünften Pint.

Die Themse macht derweil ihr eigenes Ding. Wer glaubt, sie sei ein träger Fluss, wird schnell eines Besseren belehrt. Windböen fegen durch die Brückenbögen, die Strömung drückt gegen die Ruder, und jedes Motorboot, das unvorsichtig vorbeizieht, sorgt für eine Welle, die gleich ganze Mannschaften aus dem Takt bringt. Hier hilft keine Taktik vom Reißbrett, sondern nur Durchhaltevermögen.

Sport mit britischer Note

Das Rennen ist anstrengend, aber nie verbissen. Viele Crews rudern verkleidet, von Superhelden über historische Figuren bis hin zu kompletten Karnevalstribünen auf dem Wasser. Eine Blaskapelle gibt den Takt vor, manchmal mehr schlecht als recht, und doch rudern alle weiter, als hinge das Schicksal der Stadt von diesem Beat ab. Ein Team in perfekter Formation zieht an einem Boot vorbei, dessen Besatzung lieber Selfies macht, als auf den Schlag zu achten. Genau das ist das Great River Race: sportlich ernsthaft, gleichzeitig aber ein skurriles Schaulaufen britischer Absurditäten.

Die Ufer werden zur Tribüne

Die Themseufer verwandeln sich an diesem Tag in eine Tribüne. In Richmond packen Familien Picknickdecken aus, in Hammersmith drängen sich Touristen an die Geländer, und an der Tower Bridge stehen die Zuschauer dicht gedrängt, Smartphones in der Hand, um jeden noch so wackeligen Ruderer festzuhalten. Pensionäre mit Ferngläsern kommentieren die Technik, Kinder jubeln, wenn ein Boot besonders bunt bemalt ist.

Der Duft von Fish & Chips mischt sich mit dem Geruch der Themse, irgendwo schenkt ein Pub schon mittags Cider aus, und die Boote ziehen vorbei wie Figuren eines endlosen Schauspiels. Wer Glück hat, erwischt einen Platz auf einer Brücke und sieht die ganze Parade aus der Vogelperspektive.

Anders als die Elite

Das Great River Race ist die laute Schwester des Boat Race. Während Oxford und Cambridge in makellosen Ruderzügen gegeneinander antreten und ihre Fans mit Fahnen und Chören anfeuern, wirkt hier vieles improvisiert. Es gibt keine Eliten, sondern Profis neben Amateuren, Routiniers neben blutigen Anfängern. Manchmal sitzt der Schlag, manchmal nicht. Und gerade das macht das Rennen so sympathisch und unterhaltsam. Hier geht es nicht um Prestige, sondern um die Freude am Rudern und ums Zusammensein.

Auf zur After-Party! 

Nach dem Zieleinlauf ist die Themse erschöpft, aber die Stadt erst richtig wach. Sieger und Verlierer sitzen Schulter an Schulter in den Pubs von Docklands oder Canary Wharf, heben die Gläser (wenn’s noch geht!) und prosten auf den Erfolg oder zumindest mühsam erkämpften Zieleinlauf. Wer noch stehen kann, tanzt später zu Live-Musik; wer nicht, kippt ins nächste Taxi. Preise gibt es auch, aber eigentlich ist das Nebensache. Gewonnen hat jeder, der es überhaupt ins Ziel geschafft hat.

Vielleicht ist genau das die Botschaft des Great River Race: dass London hinter all der Hektik, dem Verkehrslärm und glamourösen Events immer noch eine Stadt bleibt, die an ihrem Fluss hängt und mit und auf ihm lebt und ihn liebt.

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