Kaum zu glauben, aber an der Westküste Schottlands gibt es tatsächlich einen Regenwald. Begünstigt durch das milde Klima des Golfstroms und häufige Niederschläge, entsteht hier ein einzigartiges, üppig grünes Ökosystem. Zwischen moosbewachsenen Bäumen, Farnen und uralten Eichen zeigt sich die raue Natur der Highlands von ihrer überraschend tropischen Seite. Neben diesem ursprünglichen Regenwald existiert in Schottland auch eine künstliche Variante: „Amazonia“, ein Indoor-Regenwald, der mit tropischem Klima, exotischen Tieren und dichter Vegetation echtes Dschungelfeeling aufkommen lässt.
Atlantischer Regenwald
Einst dominierte ein sogenannter atlantischer Regenwald die Küste der West Highlands in Schottland. Davon ist heute nur noch ein Teil für die Nachwelt erhalten, der als einzigartiger Lebensraum gilt. Der schottische Regenwald befindet sich in Argyll – dort, wo das Klima am feuchtesten ist. Denn erst die Kombination aus hoher Luftfeuchtigkeit und starken Niederschlägen schafft die ideale Lebensgrundlage für über 500 Moos-, Farn-, Flechten- und Lebermoosarten. Tatsächlich haben einige Arten hier ihr gesamtes Verbreitungsgebiet. Manche kommen nirgendwo sonst auf der Welt vor. Das “Taynish National Nature Reserve” liegt auf einer Halbinsel und ist sozusagen der letzte Rückzugsort des uralten schottischen Regenwaldes. Mehrere kleine öffentliche Wanderwege ziehen sich durch dieses Gebiet und es gibt einige Stege, die in die Seen führen.
Was lebt hier sonst noch?
Botaniker erfreuen sich an Frühlingsblumen wie Glockenblumen, Buschwindröschen und Primeln; Ornithologen an Zugvögel wie Gartenrotschwanz, Baumpieper und Waldlaubsänger, sowie Waldvögel wie Mäusebussarde, Buntspechte und Eichelhäher. Ferner lassen sich Hirsche und Dachse sowie die seltenen Eichhörnchen, Wildkatzen und Baummarder beobachten. Was Biologen und Naturschützer optimistisch stimmt, ist die Vielzahl an Hunderten von Insektenarten. Der selten gewordene Schachbrettfalter soll hier ebenfalls heimisch geworden sein.
Raubbau bis in die 80er-Jahre
In Zeiten der Ausweitung von Land- und Forstwirtschaft wurden schottische Regenwälder oft für Tierweiden gerodet oder mit schnell wachsenden Nadelbaumarten bepflanzt. Rhododendren und andere invasive Sträucher breiteten sich von den Gärten viktorianischer Anwesen großflächig aus. Dies änderte sich in den 1980er- und 1990er-Jahren, als die Menschen begannen, die ökologische Bedeutung einheimischer Wälder zu erkennen.
Nachbildung des Amazonas-Regenwaldes
Bloß 1,5 Fahrstunden von Edinburgh entfernt liegt “Amazonia”, Schottlands tropischer Indoor-Regenwald, der Besuchern ein einzigartiges Erlebnis ermöglicht: Hier können Sie die Pflanzen- und Tierwelt Südamerikas bestaunen – ganz ohne Langstreckenflug. Speziell für Kinder und Junggebliebene sind die Indoor-Anlage mit tropischen Temperaturen und die Möglichkeit, eine Vielzahl exotischer Tiere aus der Nähe zu bestaunen, eine große Attraktion. Man erfährt, was Affen gerne fressen oder wie Schlangen schlafen. In den verdunkelten “Nachträumen” kann man Fledermäuse, Wickelbären und Skorpione beim Wechsel von Tag zu Nacht beobachten. Geführte Tierbegegnungen mit Experten runden das schottische Erlebnis mit dem tropischen Touch ab.
So beeindruckend „Amazonia“ auch ist – nichts kommt dem Gefühl gleich, durch den echten Regenwald der Westküste zu streifen. Zwischen alten Bäumen, feuchtem Moos und dem Duft nach Erde und Regen zeigt sich eine Welt, die zugleich ursprünglich und verletzlich ist. Der schottische Regenwald mag klein sein, doch seine Bedeutung für Natur und Artenvielfalt ist umso größer.


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