Oft wird Wales, die „kleinste Ferienecke“ Grossbritanniens, bei einer Rundreise auf den Britischen Inseln links liegen gelassen. Dabei hat dieses Land neben seinen spannenden keltischen Ursprüngen, einer topografisch äusserst attraktiven Landschaft – von weissen Sandstränden bis hin zu Bergen – auch kulinarische Leckerbissen anzubieten. Unser Autor Stephan Mark Stirnimann, der selbst vor rund zehn Jahren in Wales lebte, folgte diesen Sommer sprichwörtlich seiner Nase und besuchte „good old friends“ beziehungsweise deren Küchen.
Früchtebrot „Bara Brith“
Bereits bei meiner ehemaligen Vermieterin Mrs Jones, ein Name, der etwa so häufig vorkommt wie bei uns Schmied oder Müller, gab es als Willkommensgruss einen „Bara Brith“. Dieses süsse Früchtebrot gibt es für den Heisshungrigen natürlich in jedem grösseren Supermarkt in Wales. Wer wie der Autor das Glück hatte, einen Bissen eines streng nach „Grandmothers“, sprich Oma’s Rezept zu erhaschen, erkennt rasch den Unterscheid zu den produzierten Waren im Regal. Dieses Brot, das von der Form her eigentlich wie ein Kuchen aussieht, mundet am köstlichsten mit einem walisischen Schwarztee, den man in „Cymru“ (Walisisch für Wales) einfach „panad“ nennt.
Süsse „Welsh Cakes“
Bleiben wir bei den Backwaren und wenden uns den „Welsh Cakes“ zu. Sowohl warm als auch kalt munden diese süssen weichen Brotwaren, die deutlich weniger Trockenfrüchte aufweisen als in einem „Bara Brith“. Diese Kuchen sind am ehesten als Mischung zwischen Keks, Scone und Pfannkuchen zu erklären. Interessanterweise werden sie in einer Pfanne und nicht im Backofen zubereitet. Ein Rezept dazu finden Sie am Ende des Blogbeitrags.
„Cawl“: walisischer Eintopf
Als Hauptmahlzeit geht nichts über ein traditionelles walisisches „Cawl“. Dieser Eintopf wird mit Fleisch und Gemüse zubereitet, oft nach Rezepten, die in der Familie weitergegeben wurden und von Stadt zu Stadt in Wales variieren. Natürlich darf darin der berühmte walisische Lauch – eines der vielen Nationalsymbole von Wales, Narzisse und der rote Drachen gehören auch dazu – nicht fehlen. Einmal mehr zeigt dieses Beispiel, wie die walisische Küche eine unglaublich fruchtbare Kombination aus Tradition und Vielfalt hervorgebracht hat: Walisische Kochkunst, vermischt mit den Einflüssen der aus Italien und dem Mittleren Osten immigrierten Menschen, die ab 1750 in einige Teile von Wales strömten. Das „Cawl“ war lange Zeit sogar Grundnahrungsmittel und wurde täglich gegessen. Abhängig von der Jahreszeit und der Region brachten die Köche unterschiedliche Zutaten mit. Übrigens ist Lamm aus Wales ein Exportschlager. Achten Sie beim nächsten Einkauf, woher Ihr Fleisch kommt. Steht darauf „United Kingdom“ haben sie womöglich bestes walisisches Fleisch vor sich.
Walisischer Cheddar für „Welsh Rarebit“
Eine kulinarische Sinnesreise nach Wales, ohne den köstlichen Käse zu erwähnen, geht natürlich gar nicht. Denn Milchprodukte spielen eine grosse Rolle in der walisischen Ernährung. Käse wird auf den britischen Inseln „Cheddar“ genannt und davon gibt es in Wales über hundert Sorten. Probieren geht also über studieren! Geschmolzener Käse kommt übrigens gebacken auf die „Welsh Rarebit“, das ist eine Art vornehmer Käsetoast. Kenner schwören dabei auf walisischen Käse zusammen mit Bier als Zutaten.
Von Wales in den Buckingham Palace: „Anglesey Salt“
Last but but not least wenden wir uns noch dem „Anglesey Salt“, dem Salz des Lebens, zu. Denn auf der walisischen Insel Anglesey kaufen sogar die Köche des Buckingham Palace ein – die grossen pyramidenförmigen Salzkristalle, die fast wie grosse Schneeflocken aussehen, haben es den Gourmets angetan. Unter dem Namen „Halen Môn“, was soviel wie „Salz aus Anglesey“ bedeutet, wird eines der teuersten Meersalze der Welt gewonnen. Es kommt sogar gänzlich ohne künstliche Zusätze aus! Als Mitbringsel für die Liebsten zu Hause sehr empfehlenswert.
Wenn Sie nicht auf Ihren nächsten Wales-Urlaub warten möchten, probieren Sie einfach folgendes
Rezept für Welsh Cakes
Für 10 bis 12 Stück benötigen Sie
- 225 g selbsttreibendes Weizenmehl,
- rund 60 g Streuzucker,
- 125 g Butter oder Margarine,
- eine Handvoll Sultaninen und
- ein Ei.
Die Zubereitung
- Das Mehl sieben Sie in eine Schüssel,
- geben die Margarine oder die Butter hinzu und
- kneten die Masse nun leicht.
- Jetzt bitte Zucker, Sultaninen sowie das Ei hinzugeben und gut verrühren, bis eine gewisse Konsistenz gegeben ist.
- Falls sich der Teig noch zu trocken anfühlt, einfach ein weiteres Ei hinzufügen.
- Jetzt rollen Sie den Teig auf einem bemehlten Brett etwa einen halben Zentimeter dick aus.
- Ein circa 5 cm grosser runder Ausstecher eignet sich hervorragend, um Kreise auszustechen.
- Diese in einer gefetteten Pfanne oder auf einem Backstein bei mittlerer Hitze vier bis fünf Minuten pro Seite backen.
- Zum Abschluss bestäuben Sie die Welsh Cakes mit etwas Puderzucker, fertig ist dieses walisische Nationalgebäck!
Tipp des Autors: Gönnen Sie sich dazu einen „Welsh brew“, das ist ein Schwarztee, den es nur in Wales zu kaufen gibt. Die Waliser nennen übrigens eine „cup of tea“ kurz und einfach „panad“.
Leserbriefe (2)
Angela bartsch
am 10.10.2023THE BRITISH SHOP Online-Team
am 11.10.2023vielen Dank für Ihre tolle, wenn auch kniffelige Frage. Maldon liegt in Essex und ist mit dem Auto mehr als 480 km entfernt von Anglesey in Wales, wo das von uns erwähnte Salz gewonnen wird. Beide Salze gelten als Gourmet-Salze mit dem entsprechenden Preis. Leider konnten wir so schnell die beiden Salze nicht testen, aber sie sind wohl unterschiedlich im Geschmack. Denn während das Maldon-Salz geprägt ist von der Vermischung des Flusses Blackwater mit dem der Nordsee, kommt der Geschmack des Anglesey-Salz von der natürlichen Filterung durch die Meeresschwämme, die zwischen der Insel und dem Festland gedeihen.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr THE BRITISH SHOP Online-Team