Dass Charles Dickens eine Freundin hatte, wurde in der Literaturwelt lange verschwiegen. Seiner Ehefrau entfremdet, verliebte er sich 1857 in die sehr viel jüngere Schauspielerin Ellen Ternan, genannt Nelly. Nun ist ein Film über diese Episode gedreht worden: „The Invisible Woman“, die unsichtbare Frau. Ralph Fiennes spielt Dickens, Felicity Jones die junge Nelly. Die wunderbare Kristin Scott Thomas stellt Nellys Mutter dar.
In Großbritannien kommt der Film am 7. Februar ins Kino. Fiennes ist auch Regisseur und hatte eigentlich gar nicht vor, die Hauptrolle selbst zu spielen. Der Kinostart bei uns steht noch nicht fest.
Mit Nelly verband Dickens ein schreckliches gemeinsames Erlebnis, das seine letzten Lebensjahre prägen sollte und auch im Film eine Rolle spielt: das Zugunglück bei Staplehurst in Kent, bei dem zehn Menschen starben und vierzig teils schwer verletzt wurden. Der Zug war von einer Brücke gestürzt – aber der Waggon, in dem Charles, Nelly und deren Mutter gemeinsam reisten, blieb auf den Gleisen stehen. Der Autor half Verletzten und brachte ihnen Wasser, aber er erlitt wohl das, was man heute ein Trauma nennen würde. Danach wollte er nicht mehr per Zug reisen, und für einige Zeit nach dem Unglück konnte er nicht sprechen. Dickens starb auf den Tag genau fünf Jahre später, und sein Sohn meinte, der Vater habe sich von dem Unglück nie so recht erholt.
„Unsichtbar“ blieb Miss Ternan für die Zeitgenossen und auch für die Literaturszene späterer Jahre. Der Autor vernichtete – mit Rücksicht auf die Moralvorstellungen der Ära – sämtliche Briefe an seine Freundin, und sie tat es ihm gleich. Aber er bedachte sie in seinem Testament.
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