Die Queen ist der Prototyp der vornehmen Dame und versteckt hinter der gefälligen Fassade Nerven wie Drahtseile. Das hat sie in der Vergangenheit mehrfach bewiesen – zum Beispiel am 16. Juni 1981, als während ihrer Geburtstagsparade auf sie geschossen wurde (wenn auch nur, wie sich im Nachhinein herausstellte, mit Platzpatronen). Ihre einzige Reaktion: Sie beugte sich vor und tätschelte ihr Pferd Burmese, das deutlich empfindlicher reagierte und zu tänzeln begann, beruhigend am Hals.
Der Attentäter, wenn man ihn denn so nennen kann, war ein Siebzehnjähriger namens Marcus Sarjeant. Sein Motiv: Geltungssucht. Er gab vor Gericht an, vom Mörder John Lennons inspiriert worden zu sein, weil dieser danach so berühmt war. Sarjeant hatte vor der Tat Bekennerbriefe an Zeitungen und auch eine Warnung an Buckingham Palace selbst geschickt, die jedoch zu spät ankamen. Er wurde direkt nach den Schüssen festgenommen und unter Bezug auf den Hochverrats-Paragraphen zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt, von denen er drei in einem Psychiatrischen Gefängnis absaß. Laut Wikipedia hat Sarjeant danach seinen Namen geändert und ist nicht mehr öffentlich in Erscheinung getreten.
Dieses Jahr ist die Geburtstagsparade („Trooping the Colour“) – wie immer unter hohen Sicherheitsvorkehrungen – am Samstag, 14. Juni. Die Queen lässt sich die Teilnahme nicht nehmen, reitet allerdings schon seit einigen Jahren nicht mehr mit, sondern fährt in der Kutsche. Die Tradition der Parade geht übrigens auf Charles II. zurück, jenen König, der nach der Hinrichtung seines Vaters ins Exil nach Frankreich fliehen musste. Nach der Rückkehr legte er – psychologisch recht klug – besonders großen Wert auf Prachtentfaltung mit Volksfestcharakter, denn das hatten die Engländer unter dem Puritaner Oliver Cromwell schmerzlich vermisst.
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