Zu „Big Brother“ fällt vielen Leuten heute nur eine drittklassige TV-Sendung ein, bei der sich Menschen vor der Kamera blamieren. Der Begriff wurde aber aus dem Roman „1984“ übernommen, den George Orwell im Juni 1949 – also vor 65 Jahren – veröffentlichte. Damals war 1984 noch in weiter Ferne, trotzdem ist das Buch nicht nur ein Zukunftsroman, sondern auch eine Aufarbeitung der Schrecken des 20. Jahrhunderts. Und dazu richtig spannend und gut geschrieben, ein Klassiker der Weltliteratur.
George Orwell, der kurz nach Erscheinen seines Hauptwerks starb, ist einer der bedeutendsten englischen Schriftsteller. Geboren wurde er allerdings in der damaligen britischen Kolonie Indien (und zwar als Eric Arthur Blair, Orwell ist ein Künstlername). In seinen Werken – vor allem „Farm der Tiere“ und eben „1984“ – spiegelt sich auch die Enttäuschung des einst überzeugten Sozialisten mit der Realität in der totalitär regierten Sowjetunion. Die Hauptfigur Winston Smith lebt in einem Überwachungsstaat, mit Kameras in sämtlichen Privaträumen, einer eigenen Propagandasprache („Neusprech“) und einem „Großen Bruder“ als Staatschef, der jedoch niemals in Erscheinung tritt und vermutlich auch nicht existiert. Jede Abweichung von der Norm wird auf schreckliche Weise verfolgt, was Smith dann leider am eigenen Leib erfahren muss: Eine Gehirnwäsche löscht seine Persönlichkeit und seinen Willen komplett aus. Der Buchtitel ist übrigens (auch) ein Zahlendreher, denn es wurde 1948 geschrieben. Orwell, der ein äußerst abenteuerliches Leben führte, eine Zeitlang obdachlos war, im Spanischen Bürgerkrieg kämpfte und im Zweiten Weltkrieg Spezialist für Propaganda war, starb mit nur 46 Jahren an Tuberkulose.
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