Telefon

Unseren Service erreichen Sie
Montag bis Freitag
von 8.00 Uhr bis 18.00 Uhr unter
(0848) 22 82 22

Eine schöne englische Landschaft
BLOG
Die feine englische Art

Beschwerde: Wie sage ich es auf die feine englische Art?

Beschwerde: Wie sage ich es auf die feine englische Art?

Engländer entschuldigen sich mehr, als dass sie sich beschweren, z. B. im Restaurant.

Warmes Bier, kaltes Essen? Da ist wohl eine Beschwerde beim Kellner fällig. Aber wie denn nur? Dem Engländer an sich fällt es noch schwerer als dem Rest der Welt, miesen Service oder schlechte Qualität zu reklamieren. Was macht er also? Er (oder sie) sagt auf die Frage, ob es denn geschmeckt habe, „it was lovely, thank you“, zahlt, geht und kommt niemals wieder.

Leider hat dieses Verhalten zwei unerwünschte Effekte: Erstens merkt der Wirt/Koch/Kellner überhaupt nicht, dass etwas schief gelaufen ist und hat somit keine Chance, Abhilfe zu schaffen. Zweitens geht der Gast mit Wut im Bauch. Das ist ungesund. Andererseits gibt es natürlich auch in England Gäste, die lospoltern (vor allem nach dem einen oder anderen Gläschen). Der wohlerzogene Engländer jedoch findet das „very rude“.

Warum ist es so schwierig, eine berechtigte Beschwerde vorzubringen? Laut der Anthropologin Kate Fox – Autorin des sehr lustigen und wahren Buchs „Watching the English“ – erkennt in diesem Verhalten eine nationale Eigenschaft ihrer Landsleute: die Scheu, Aufmerksamkeit zu erregen und mit Fremden in engen und dann auch noch unangenehmen Kontakt zu treten. Beides ist für die zurückhaltenden Engländer eine Qual. Deshalb werden sie zwar mit den Augen rollen, mit den Fingern trommeln, untereinander wispernd schimpfen, später alle Freunde vor dem Lokal warnen – aber wenn die Kellnerin an den Tisch tritt, sagen sie eben „lovely, thank you“.

Wagt doch jemand eine Beschwerde, so muss diese in einen ganzen Wust von Entschuldigungen verpackt werden: „So sorry, I don't mean to be a bother, but my steak was a tiny little bit dry. Rather burnt, actually, sorry.“ Dass man sich ständig entschuldigt für etwas, dass jemand anderes getan hat, ist ebenfalls eine nationale Eigenart.

Wir Touristen tun gut daran, uns an diese Konvention zu halten. Denn ein knappes „das Steak war verbrannt“ geht, wie man so sagt, gar nicht. Fazit: Wir dürfen uns, sollte es nötig sein, beschweren, aber nicht ohne allerlei Höflichkeitsfloskeln. Der direkte Weg ist in England der falsche.

Schreiben Sie uns einen Leserbrief

Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass die Redaktion sich die Entscheidung vorbehält, ob und wann Ihr Leserbrief an dieser Stelle veröffentlicht wird.

Ihre E-Mail Adresse, den Vornamen und Ihren Namen benötigen wir zur Direktkommunikation zu Ihrer Veröffentlichung, etwa um Missbrauch und Fälle von Rechtsverletzungen unterbinden zu können. Ihre Daten werden ausschließlich in Zusammenhang mit dieser Kommentarfunktion genutzt und zu diesem Zweck in elektronischer Form gespeichert. Eine Weitergabe Ihrer Daten oder Teile davon erfolgt ausdrücklich nicht. Die entsprechende Datennutzung akzeptieren Sie mit dem Ausfüllen und Absenden dieses Formulars. Weitere Informationen zum Schutz Ihrer persönlichen Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Bitte füllen Sie das Formular aus (alle Felder müssen ausgefüllt sein).

Leserbriefe (1)

  • Bernd Ewert
    am 30.05.2016
    Hallo liebe Leser,

    ich verbringe gerade meine dritte Woche bei englischen Freunden in Marbella, mitten in der herrlichen Berglandschaft. Aber das "sorry", das kann auch ganz schön nerven. Obwohl ich festgestellt habe, dass es eben auch nichts bedeutet oder nicht das, was es eigentlich bedeuten sollte. Ich bewerte mittlerweile das permanente "Sorry" Getue als eingefleischte Marotte und insulare Angewohnheit. Wobei ich es auch grauenhaft finde, das "lovely" zu benutzen, wenn es nicht "lovely" war. Zwischen direkter und indirekter Kritik, vorallen Dingen in Restaurants, gibt es auch noch andere Möglichkeiten Kritik anzubringen. But sorry, I don't care anymore, sorry. Sorry, to make you read this.

Neuen Leserbrief schreiben

Mehr aus der Rubrik "Very British"

Das Pfund Sterling und seine 1200 Jahre umfassende Geschichte

Very British | von Stephan Mark Stirnimann

Die Geschichte des britischen Pfunds, offiziell Pfund Sterling, liest sich wie ein spannender Geschichtsroman. So soll der angelsächsische König…

Weiterlesen
Sausage Dogs – Warum der Dackel jetzt wieder durch die Mode flaniert

Very British | von Judith Heede

Er hat den tiefsten Körperschwerpunkt im Tierreich, aber moralisch steht er über den Dingen. Der Dackel ist kein Hund. Er ist ein Statement. Eines,…

Weiterlesen
Schlangestehen in Perfektion – Auf den richtigen Abstand kommt es an

Very British | von Susanne Arnold

Schlangestehen ist eine Kunst für sich, besonders in England. Denn auf der Insel hat man zu diesem Thema ganz eigene Vorstellungen und darüber hinaus…

Weiterlesen
Golf in Schottland: Abschlag zwischen Geschichte, Natur und keltischen Mythen

Very British | von Judith Heede

Schottland – das ist nicht nur das Mutterland des Golfsports, sondern auch der Ort, an dem jede Runde zur Geschichtsstunde wird. Hier wird Golf…

Weiterlesen