Die Römer waren nicht gerade willkommen, als sie vor knapp 2000 Jahren „Britannia“ besetzten. Zimperlich waren sie auch nicht. Aber sie hinterließen doch vieles, das die Zeiten überdauerte, zum Beispiel schnurgerade Straßen, die noch heute unter dem Asphalt der modernen Nachfolger liegen. Und: Sie brachten den Lavendel, eine kleine vielseitige Pflanze aus ihrem Reisegepäck. Sie fand ideale Wachstumsbedingungen, und bis heute ist englischer Lavender berühmt für seine Qualität.
Der Blaublüter (oder weiß, je nach Sorte) kann ja im Prinzip alles: Blüht Lavendel im Garten, vertreibt er Läuse und anderes Getier. Im Schrank hält er die Motten fern, auf dem Kopfkissen hilft sein Öl beim Einschlafen. Außerdem duftet er gut als Parfum, und essen kann man Lavendelblüten auch noch! Für die alten Römer war die Pflanze ein wichtiger Badezusatz (im Namen Lavendel steckt das lateinische Verb „lavare“, waschen) und zudem ein Medikament. Denn Lavendel hilft gegen Kopfweh, beruhigt die Seele und hat sogar eine desinfizierende Wirkung.
In Großbritannien blieb die Pflanze zurück, als die Römer abzogen, und wuchs fortan in den Kräuterbeeten der Klöster und den Küchengärten der Schlösser und vornehmen Häuser. Sie wurde weiter für medizinische Zwecke genutzt, sogar gegen die große Pest im 17. Jahrhundert sollte sie helfen, was vielleicht ein bisschen viel verlangt war. Zu großer Blüte gelangte Lavendel dann im viktorianischen Zeitalter, als Blumendüfte bei Damen sehr beliebt waren, auch Rose, Maiglöckchen und Veilchen. In dieser Zeit gab es viele Lavendelplantagen in England, heute sind es nur noch wenige, weil andere Nutzpflanzen mehr Ertrag brachten oder weil Bauland gebraucht wurde.
In den Cotswolds, in Suffolk und Norfolk, Hampshire und Yorkshire wird die Pflanze angebaut. Meist sind es kleinere Farmbetriebe, die sich auf Lavendel spezialisiert haben, und einige kann man auch besichtigen. The BRITISH SHOP bezieht seine Lavendelprodukte von Cotswold Lavender, einem Familienbetrieb in dritter Generation, der die Pflanzen selbst zieht und direkt auf der Farm destilliert.
Übrigens: Wer selbst Lavendelbüsche im Garten hat (mit Rosen vertragen sie sich ja besonders gut), sollte sie jetzt im Herbst drastisch zurückschneiden. Das sieht ein bisschen brutal aus, wird im nächsten Jahr aber mit reicher Blüte belohnt. Vernachlässigter Lavender, so warnt die Royal Horticultural Society, verholzt und muss ersetzt werden.
Leserbriefe (1)
Tina
am 30.05.2016