Berufe gibt's, die gibt's gar nicht! Oder doch nur ein einziges Mal – wie im Falle des Swan Markers, des Schwanenmarkierers. Er gehört seit dem Mittelalter zum Hofstaat in England, und seine Hauptaufgabe ist es, Höckerschwäne zu zählen. Am Montag, 18. Juli, beginnt an der Themse das "Swan Upping".
Der derzeitige Amtsinhaber heißt David Barber, trägt rote Livree und ist in erster Linie Tierschützer, in zweiter Bewahrer einer royalen Tradition. Mit seinem ebenfalls schick gekleideten Team rückt er – per Ruderboot! – aus, um an festgelegten Abschnitten des Flusses die Schwäne zu erfassen, mit Ringen zu markieren, zu untersuchen und wieder freizulassen. Dabei konzentrieren sich die „Swan Uppers“ auf Familien mit Jungtieren. Die fünftägige Tour beginnt an der Schleuse Sunbury Lock, Surrey, und endet in Abingdon in Oxfordshire.
Ursprünglich sollte diese Tradition den Nachschub für die königliche Tafel sichern, denn die Tiere galten als Delikatesse. Heute wird sie aus Tierschutzgründen weitergeführt. Die "Swan Uppers" kreisen die Schwäne mit den Booten ein, heben sie hoch ("up", daher der Name) aus dem Wasser, bringen die Ringe an und lassen die Tiere – sofern sie gesund sind – wieder frei. Das macht den Schwänen sicher keinen Spaß. Aber letztlich ist die Prozedur für sie ein Segen, den kranke Tiere werden behandelt und andere, was häufig vorkommt, von Angelhaken, Schnüren und Plastikmüll befreit.
Viele Grundschulkinder kommen mit ihren Lehrerinnen und Lehrern an die Themse, um beim Swan Upping zuzusehen und etwas über die Tradition und über Tierschutz zu erfahren. David Barber hofft auf eine Langzeitwirkung, denn Schwäne sind mitunter Ziel von Tierquälern und werden auch von frei laufenden Hunden angegriffen. Nur 83 Jungtiere – auf Englisch: "cygnets" – zählte das Team im vergangenen Jahr, 2014 waren es noch 120. Barber nennt diese Zahl "enttäuschend". Die meisten frei lebenden Schwäne an der Themse gehören übrigens der Krone.
Was macht ein Swan Marker den Rest des Jahres? Er klärt über den Schutz von Schwänen auf, arbeitet mit Organisationen und Behörden rund ums Wasser zusammen und koordiniert den Einsatz, wenn vor Wassersport-Veranstaltungen die Schwäne in Sicherheit gebracht werden müssen.
Leserbriefe (1)
Gabriel Lauchard
am 18.07.2016