Wie reden eigentlich Piraten? Im Deutschen ist diese Frage schwierig zu beantworten, außer einer „Buddel voll Rum“ und dem Klabautermann fällt einem spontan nicht viel ein an Vokabular. Anders im Englischen. Ein Pirat sagt zum Beispiel niemals „yes“, sondern immer „aye“ und auch selten „you“, sondern „ye“, und statt „my“ sagt er „me“. Frauen nennt er „me pretty“ oder „me beauty“ oder „me hearty“, was alles nicht als Kompliment zu verstehen ist, eher als Einschüchterung. Außerdem rollt er das „R“ und beginnt jeden zweiten Satz mit „Arrr!“. Alles klar? Dann sind Sie ja fit für den „Talk like a Pirate Day“ am 19. September.
Viele Piratengestalten aus der Literatur stammen aus Großbritannien, zum Beispiel der einbeinige Long John Silver aus der „Schatzinsel“, erdacht vom Schotten Robert Louis Stevenson. Unser Favorit ist aber der einhändige Captain Hook aus „Peter Pan“ von J.M. Barrie (auch ein Schotte!). Hooks Hand ist von einem Krokodil abgebissen worden, das seitdem auf der Suche nach dem Rest des Piratenkapitäns ist, da er offenbar besonders gut schmeckt. Nur eine tickende Uhr, die das Tier im Magen hat, warnt Hook. Seine Riesenangst ist nun, dass die Uhr eines Tages stehen bleibt und er nicht hört, wenn das Krokodil kommt – eine Schwäche, mit der Autor Barrie den Bösewicht fast wieder liebenswert macht.
Von den Britischen Inseln stammen aber auch sehr viele Piraten, die es wirklich gegeben hat. Eine Seefahrernation wie England bringt nicht nur Helden hervor, und in früheren Jahrhunderten war die Freibeuterei – also das Kapern und Plündern feindlicher Schiffe – sogar vom König selbst angeordnet.
Seeleute, ob nun anständige oder kriminelle, kamen früher oft aus sehr ärmlichen Verhältnissen (von den Offizieren abgesehen). Sie redeten daher breiten Dialekt, der die Grundlage des Piratenslangs ist. „Aye“ zum Beispiel ist eine schottische oder nordenglische Variante von „yes“. Das Klischee des Seeräubers, dem immer mindestens ein Körperteil fehlt (gern auch ein Auge, daher die Augenklappe), einen Papagei mit sich herumträgt und eine Mischung von nautischer Fachsprache, Dialekt und Flüchen von sich gibt, stammt hauptsächlich aus Filmen.
Der „Talk like a Pirate Day“ wurde 2002 von zwei Amerikanern erdacht. Macht ja nix. Viel Spaß, me hearties!
Leserbriefe (0)
Keine Leserbriefe gefunden!