Baumwolle ist ein tolles Material, manche Kunstfaser auch – aber nichts geht über Wolle! Sobald es kühler oder gar richtig kalt wird, wissen wir diesen natürlichen Wärmespender zu schätzen. Hochwertige Wolle fühlt sich kuschelig und nicht kratzig an. Sie lässt sich zu den schicksten Kleidungsstücken verarbeiten, vom rustikalen Tweedjacket über den edlen Cardigan und den Herrenanzug bis zum niedlichen Babyjäckchen. Und natürlich auch zu Decken, Möbelstoffen und vielem mehr.
Wolle von den Britischen Insel genießt zu Recht Weltruf, und vieles, das wir mit Großbritannien verbinden, ist aus diesem Material, zum Beispiel der Schottenrock oder der Fair-Isle-Pullover von den Hebriden. Gerade ist im Königreich die (auf drei Wochen ausgedehnte) Wool Week mit vielen Veranstaltungen rund um das Naturmaterial zu Ende gegangen. Veranstalter ist jedes Jahr die „Campaign for Wool“, dem Prince Charles, der königliche Naturfreund, als Schirmherr vorsteht.
Die Geschichte der britischen Wollwirtschaft beginnt in grauer Vorzeit – mit der Domestizierung des Schafs. Jeder Bauer, der es sich leisten konnte, hielt Schafe, und die aufwendige Wollgewinnung vom Scheren über das Kämmen, Spinnen, Weben oder Stricken beschäftigte damals jede Hausfrau. Meist wurde für den Eigenbedarf gefertigt. Schafe sind relativ anspruchslos und ließen sich im sonnigen Südengland genauso halten wie in den Heidelandschaften Schottlands, auf den kargen Inseln im Norden oder in den grünen Hügeln von Wales.
Im Mittelalter entwickelte sich aus der Wollgewinnung für den Hausgebrauch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Große Mengen an Wolle wurden ab dem 13. Jahrhundert zur Weiterverarbeitung in die Niederlande exportiert – die Wolle war Grundstein des Wohlstands der Händler, und das Königshaus kassierte reichlich Steuern. Im 16. Jahrhundert gab es sogar ein Gesetz, nach dem jeder englische Mann, Adelige ausgenommen, sonntags eine Wollmütze zu tragen hatte. Das sollte den Verkauf und somit auch den Steuerfluss ankurbeln. In der Industriellen Revolution entstanden später vor allem im Nordwesten Englands die großen Spinnereien. So sagt man, die Stadt Leeds sei auf Wolle gebaut.
Wolle ist also uralt, liegt aber immer im Trend und ist ein echter nachwachsender Rohstoff. Sie lässt sich auch wunderbar recyclen – das wussten schon unsere Großmütter, die alte Pullover „aufribbelten“ und Neues daraus strickten.
Tipps zur Pflege Ihrer Wollprodukte haben wir in unserem Magazin für Sie zusammengestellt.
Leserbriefe (0)
Keine Leserbriefe gefunden!