Das wurde aber auch Zeit: Am 6. Februar 1918, also vor genau 100 Jahren, erhielten die britischen Frauen das Wahlrecht. Aber nicht alle! Laut dem „Representation of the People Act“ durften nur jene, die älter als 30 Jahre und entweder selbst Grundbesitzerinnen oder aber die Ehefrauen von Männern mit Grundbesitz waren, zur Urne schreiten. Und das waren nur etwa 40 Prozent der weiblichen Bevölkerung. Zehn Jahre später wurde das Gesetz erneut geändert, und dann galt das Wahlrecht für alle, die älter als 21 waren – unabhängig von ihren Besitzverhältnissen und ihrem Geschlecht.
Zum Vergleich: In Österreich erhielten Frauen das Wahlrecht 1918, in Deutschland 1919, in der Schweiz erst 1971.
Die Britinnen hatten allerdings besonders heftig dafür gekämpft, teils auch mit drastischen Methoden: Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts war es immer wieder zu Demonstrationen gekommen; in Einzelfällen warfen die sogenannten Suffragetten („suffrage“ ist französisch für Wahlrecht) Schaufenster ein, zündeten Gebäude an oder gingen in Hungerstreik. Soviel zu der Annahme, Wutbürger oder vielmehr Wutbürgerinnen seien eine Erfindung von heute! Gewaltiges Aufsehen erregte der Fall von Emily Davison, die sich beim Pferderennen Epsom Derby 1913 vor das Pferd von König George V. warf – und zu Tode kam. Davon existiert sogar eine Filmaufnahme.
Sicher wäre es auch anders gegangen, aber am Ende hatte die Bewegung Erfolg.
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