Das Ende der Sommerferien heißt für viele Familien in Großbritannien: Einkaufen gehen! Und zwar nicht nur Stifte und Radiergummis, sondern auch Kleidung. Die Schuluniform ist nach wie vor Standard im Vereinigten Königreich, und da Kinder und auch Jugendliche wachsen, passt nach der mehrwöchigen Pause nicht mehr alles. Oder es geht um die Erstausstattung der ganz Kleinen sowie der etwas Größeren, die nach der Grundschule wechseln.
Heute sind die Regeln, was getragen werden darf und was nicht, eher entspannt. Blazer mit Wappen, Krawatte oder gar Schulkappe gehören nicht mehr zwingend zu den Vorgaben, stattdessen Polohemden und Sweatshirts oder Strickjacken in einer bestimmten Farbe – oft dunkelblau, grün oder auch dunkelrot. An die Stelle des Wappens, das oft auch aufgedruckt wird, ist an manchen Schulen ein Schriftzug getreten.
Bis in die 1970er waren Stil und Farbe auch der Schuhe und manchmal sogar der Unterwäsche genau vorgeschrieben. Im Winter trug man weißes Hemd oder weiße Bluse, darüber Pulli mit V-Ausschnitt, darüber Blazer und darüber Dufflecoat. Für Mädchen galt: Rockpflicht, auch bei kalten Temperaturen. Im Sommer durften es Kleider oder – für die Jungen – kurze Hosen sein. Ganz kleine Junge dagegen mussten sogar im Winter kurze Hosen tragen, eine Sitte, die bei den Royals (siehe Prince George) noch heute üblich ist. Das ist nichts für Verfrorene.
Heute reicht es den meisten Schulen, dass ihre Jungs und Mädels irgendwie als zugehörig erkannt werden, und sei es durch die Farbe ihrer Kleidung. Nur sehr traditionelle Schulen wie Eton haben noch strikte Vorschriften – dort tragen die Jungen nach wie vor eine Art Frack und darunter eine Weste zum weißen Hemd.
Die Schuluniform ist in vielen Ländern verbreitet, gerade auch in Asien. Entstanden ist sie in England, erst als eine Art Überwurf im Mittelalter, ähnlich einer Anwaltsrobe. Die erste echte Uniform war aber kein Zeichen von Eliteschulen, sondern im Gegenteil von Bildungsanstalten, die von der Wohlfahrt betrieben wurden. Als die allererste „school uniform“ der Geschichte gilt die Kleidung an der Schule Christ´s Hospital in der Nähe von Horsham, Sussex, die erstmals zur Tudorzeit im 16. Jahrhundert getragen wurde. Bis heute haben die Schülerinnen und Schüler lange dunkelblaue Mäntel mit Gürteln an, darunter Rock oder Kniebundhosen und dazu senfgelbe Strümpfe (und sind, wenn man Presseberichten trauen darf, sehr stolz darauf).
Immer wieder wurde und wird auch bei uns darüber diskutiert, ob Schuluniformen eine gute Idee sind. Ganz klar gleichen sie die Unterschiede zwischen wohlhabenderen und weniger begüterten Familien ein wenig aus, da alle das Gleiche tragen. Auch gibt es Untersuchungen, dass sich junge Leute außerhalb des Schulgeländes besser benehmen, weil sie wissen, dass sie für den Ruf „ihrer“ Schule stehen und mitverantwortlich sind. Andererseits ist es schwierig, eine solche Tradition nachträglich zu etablieren – zumindest an staatlichen Schulen. Es gibt aber Beispiele für eine „freiwillige“ Schuluniform, der Eltern und Schülerschaft zustimmen.
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