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Die feine englische Art

Würdevoll, aber mit Witz: The Lord Mayor's Show

Würdevoll, aber mit Witz: The Lord Mayor's Show

Das Bild zeigt den Umzug des Lord Mayor of London auf der Westminster Bridge im Jahr 1746.

Halb mittelalterliche Zeremonie, halb Karnevalszug: Am 10. November zieht die „Lord Mayor's Show“ in einer farbenfrohen Parade durch Londons Straßen. Nach uraltem Brauch macht sich der neu gewählte Bürgermeister der City of London auf den Weg nach Westminster, um dort seine Treue zur Krone zu schwören. Er (sehr selten: sie) wird jedes Jahr neu gewählt. Das Amt ist eher repräsentativer Natur und nicht mit dem des Mayor of London, des Bürgermeisters der Hauptstadt, zu verwechseln, das derzeit von Sadiq Khan bekleidet wird. Nein, der Lord Mayor – dieses Jahr wurde Peter Estlin (57) gewählt – ist allein für die City of London zuständig, den ältesten Teil der Stadt, ihre Keimzelle und heute ihr Finanzzentrum.

In der Parade ziehen außer Militärkapellen und der goldenen Kutsche des neuen, vornehm gekleideten Lord Mayor auch Prunkwagen, Schulbands, historische Busse und sogar ein Mähdrescher durch die Straßen. Innerhalb der echten „City“, die auch Square Mile genannt wird, wird noch einiges geboten, darunter ein kleiner Rummelplatz. Auch Straßenkünstler und Komödianten sind unterwegs (angekündigt werden zum Beispiel tanzende Mülltonnen und „Baby-Gemüse“, die einen Ausflug im Kinderwagen unternehmen). Damit ist diese „Show“ eine typisch englische Mischung aus würdevoller Inszenierung nach hochkomplizierten überlieferten Vorschriften und Riesengaudi für alle – mit einem Hauch Exzentrik.  

Ursprung des glanzvollen Events war ein Machtkampf zwischen Krone und City. Der wenig erfolgreiche König John – derselbe, der später die Magna Carta unterschreiben musste – erlaubte 1215 den Vertretern der City zähneknirschend, ihren eigenen Bürgermeister zu wählen. Jedoch musste dieser einen Treueeid schwören, das war Johns Bedingung, mit der er Schlimmeres verhindern wollte. So kam es zu dem zeremoniellen Zug durch die Stadt.

Einst wurden die Lord Mayor von den Gilden und Zünften gewählt, heute sind es deren Nachfolger, Berufsverbände diverser Sparten. Sie heißen aber immer noch „Livery Companies“, weil sie spezielle Livreen tragen. Die „Worshipful Company of International Bankers“ stimmt genauso mit wie die „Worshipful Company of Basketmakers“, die ehrwürdige Vereinigung der Korbflechter. Die Berufsverbände marschieren in der Parade natürlich mit.

Unter 691 Lord Mayor, die bisher ernannt wurden, waren übrigens genau zwei Frauen (1983 und 2013). Sie trugen dann auch den Titel „The Right Honourable the Lord Mayor of London“. Das ist schließlich Tradition. Nur die Gattinnen der männlichen Mayor heißen „Lady Mayoress“.

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