Ballett der Bärenfellmützen, so wird die Zeremonie „Trooping the Colour“ manchmal genannt. Das ist eine saloppe Bezeichnung für ein ganz und gar nicht saloppes Ereignis, auch wenn die traditionelle Geburtstagsparade der Queen durchaus etwas mit Ballett gemein hat. Da ist jede Bewegung einstudiert, die Choreografie bis ins Detail festgelegt. Und fürs Auge bietet dieses Ritual ja auch reichlich! Das Spektakel ist dieses Jahr für Samstag, den 8. Juni, angesetzt.
Wie wohl fast jeder weiß, hat die heute 93 Jahre alte Queen gar nicht im Juni Geburtstag, sondern am 21. April. Der Termin für ihre Parade wird in der (nicht immer berechtigten) Hoffnung auf besseres Wetter stets in den Frühsommer verlegt. Im Grunde ist „Trooping the Colour“ („Vorbeitragen der Regimentsfahne“) eine symbolische Leistungsschau des Militärs. In früheren Jahrhunderten war die jeweilige Fahne, die ja auch heute noch überall auf der Welt in Ehren gehalten wird, von großer Bedeutung – sie bot den Soldaten in der Schlacht Orientierung, wo sich ihre Truppe befand.
Es ist gar kein Wunder, dass die Parade – trotz älterer Wurzeln – im 17. Jahrhundert von Charles II. installiert wurde. Er war nach dem Bürgerkrieg, der seinen Vater den Kopf gekostet hatte, aus dem Exil auf den englischen Thron zurückgekehrt. Um seine Position zu festigen, setzte er auf Prunk, Zeremonie, Glanz und Gloria. Das traf den Nerv der Zeit, denn nach der freudlosen Herrschaft der Puritaner – die im Prinzip alles, was Spaß macht, verboten hatten – hungerte das Volk geradezu nach Prachtentfaltung.
Wann welches Regiment zu welcher Melodie und in welchem Tempo an der Queen vorbeimarschiert und Ehrerbietung bezeugt, ist exakt vorbestimmt und wird auch ausgiebig geprobt. Früher saß die Königin zu Pferde, heute nimmt sie in einer offenen Kutsche teil, sofern es das Wetter erlaubt. Ihre Familie schaut vom wohl bekanntesten Balkon der Welt aus zu. Zum Abschluss der Zeremonie fliegt stets mit lautem Getöse eine Formation der Royal Air Force über den Buckingham Palace.
Wir wünschen gutes Gelingen. Und Sonne!
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