Manche Menschen haben ein Lebensthema. Das von Julian Fellowes, dem Schöpfer von „Downton Abbey“, heißt: Wie fühlt es sich an, immer nur halb dazuzugehören? Denn so ging es dem adeligen Autor und Schauspieler, der am 17. August 70 Jahre alt wird, in seiner Jugend: Sein Vater war Mitglied der Aristokratie, die Mutter aber wurde als nicht ganz standesgemäß betrachtet. Diesen vermeintlichen Makel ließ man den jungen Julian spüren. Er wurde zu allen Festlichkeiten und Bällen eingeladen, war aber nie so richtig mittendrin und spürte, dass die anderen ihn mitleidig oder abschätzig ansahen. In allen drei Romanen, mit denen Fellowes Erfolg hatte („Snobs“, „Eine Klasse für sich“ und „Belgravia“) geht es genau um dieses Thema, und bei Downton Abbey ja auch. Wir erinnern uns: Der irische Chauffeur, der zu allem Überfluss auch noch „linke“ Ideen hat, heiratet die jüngste Tochter des Hauses. Das erschüttert die Landadelsfamilie von Lord und Lady Grantham in ihren Grundfesten. Irgendwann beruhigen sie sich dann und akzeptieren den jungen Mann, was hoffentlich auch im Kinofilm, der nächste Woche in unseren Kinos startet, so bleiben wird.
Fellowes kam in Kairo zur Welt, wo seine Eltern Diplomaten waren, wuchs aber in London auf. In den Swinging Sixties und den wilden Seventies war er ein junger Mann. Diese Ära brachte zwar in Großbritannien frischen Wind in die Gesellschaft, aber man darf sich nicht täuschen: Das Klassenbewusstsein weichte nur sehr allmählich auf und ist ja bis heute nicht verschwunden. Aber vielleicht war es gerade dieser Status „zwischen den Stühlen“, der Julian Fellowes eine bemerkenswerte Karriere ermöglichte. Er ging auf Privatschulen und studierte in Cambridge, wandte sich aber dann der Schauspielerei zu. Unter anderem war er im James-Bond-Film „Der Morgen stirbt nie“ von 1997 als Verteidigungsminister zu sehen (und „Lord Grantham“ Hugh Bonneville spielte auch mit). Drehbuchschreiben jedoch brachte den größeren Erfolg. Für den Film „Gosford Park“ (2001), einem mit Stars wie Stephen Fry, Kristin Scott Thomas, Maggie Smith und Helen Mirren besetzten und in der feinen Gesellschaft angesiedelten Krimi, bekam er den Oscar. Weitere Hits folgten, zuletzt „Das krumme Haus“, eine ziemlich gute Agatha-Christie-Verfilmung. Und jetzt natürlich die Kino-Version von „Downton Abbey“, auf die wir sehr gespannt sind. Fellowes hat außerdem schon seit ein paar Jahren eine Art Prequel in der Pipeline, das in Amerika spielt, Arbeitstitel „The Gilded Age“, das goldene Zeitalter.
P. S. Große Karrieren beginnen manchmal bescheiden: Unter einem weiblichen Künstlernamen schrieb Julian Fellowes in den 1970ern schwülstige Liebesromane.
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