„Im Eishaus“, „Der Keller“, „Die Schandmaske“, „Der Schatten des Chamäleons“ … 16 Kriminalromane veröffentlichte Minette Walters seit 1992. Damals war sie Anfang 40, heute wird „die englische Bestseller-Lady des psychologischen Krimis“ (Bild am Sonntag) 70 Jahre alt.
Bereits mit ihrem Erstlingswerk „Im Eishaus“ begeisterte sie nicht nur die Leser, sondern auch Literaturkritiker. Verdient erhielt sie dafür den „John Creasey Memorial Dagger“, mit dem die britische Crime Writers Association jährlich den besten Erstlingsroman auszeichnet. Es folgten für weitere Romane u. a. der Edgar Allan Poe Award, der weltweit renommierteste Preis für Kriminalliteratur, und Auszeichnungen in Deutschland, Skandinavien und den USA.
Minette Walters wird in einem Atemzug mit den britischen Krimi-Schriftstellerinnen P. D. James (1920 bis 2014) und Ruth Rendell (1930 bis 2015) genannt, die sich auch auf hohem literarischem Niveau dem psychologischen Kriminalroman verschrieben hatten. In einem Interview äußerte Minette Walters, dass durch die beiden Autorinnen „dieses literarische Genre realistischer wurde“. Dies zeigt sich auch in Walters Romanen: Sie zeichnen sehr exakt die Lebensumstände ihrer Protagonisten nach, lassen uns tief in deren Innenleben blicken und beschreiben detailreich die zumeist ländliche Szenerie.
Spannung ist von der ersten bis zur letzten Seite angesagt, denn die Geschichten sind nie eindimensional. Es gibt stets mehrere Personen, denen der Leser das Verbrechen zutraut. Es geht Minette Walters um das „Warum“ eines Mordes. Im Interview mit einem kanadischen Magazin sagte sie 1999 über ihre Werke: „Es fasziniert mich, warum es eine unglaublich kleine Minderzahl an Personen gibt, die das Ermorden einer anderen Person für die Lösung zu einem Problem ansehen anstatt zu realisieren, dass sie damit eine Reihe ganz anderer neuer Probleme schaffen. Und das ist es letztlich, über das ich schreibe.“
Minette Walters wurde 1949 im nördlich von London gelegenen County Hertfordshire geboren. Da ihr Vater Offizier war, verbrachte sie ihr erstes Lebensjahrzehnt auf verschiedenen Armeestützpunkten im Norden und Süden Englands. Ihr Vater starb viel zu jung bereits 1958, und nun musste ihre Mutter die Tochter und zwei Söhne alleine durchbringen. Da alle drei Kinder viel Fleiß und Ehrgeiz in ihre schulischen Leistungen steckten, erhielten sie mehrfach Stipendien für Privatschulen. Das College verließ die spätere „Queen of Crime“ (Hamburger Abendblatt) mit einem Abschluss in Französisch. Danach arbeitete sie in einem Verlag als Redakteurin und Lektorin.
Erst seitdem ihre Söhne den Kinderschuhen entwachsen sind, widmet sie sich verstärkt dem Schreiben. Vor zwei Jahren wechselte sie jedoch das Genre: Inspiriert von ihrem Wohnort Dorset, wo 1348 als erstes in England die Pest ausbrach, verfasste sie die historischen Romane „Die letzte Stunde“ und „In der Mitte der Nacht“. Ob Minette Walters jetzt auch die „Queen of historical novel“ wird?
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