von schreienden Schädeln und weißen Damen
An Halloween stehen sie wieder vor unserer Tür, die kleinen Gruselgeister mit der Schwäche für Süßigkeiten. Aber was würden wir sagen, wenn uns ein echtes Gespenst begegnete? In Großbritannien ist die Wahrscheinlichkeit wohl höher als anderswo in Europa, denn hier gibt es zahlreiche offiziell bekannte „haunted places“, also Orte mit Hausgeist. In aller Regel ist dort jemand gewaltsam zu Tode gekommen oder hat dort gelebt und ist dann später anderswo gewaltsam zu Tode gekommen. In jedem Fall muss etwas Schlimmes vorgefallen sein. Wer ruhig im Bett gestorben ist, steht nicht auf, um andere heimzusuchen – so viel scheint festzustehen.
Manche Geister sind sehr flexibel: Anne Boleyn, die unglückselige Gattin Nummer zwei Heinrichs des Achten, spukt an verschiedenen Adressen – dem Tower, wo sie unter dem Henkersbeil starb, ebenso wie an ihrem Geburtsort Blickling Castle oder auch Hever Castle, wo sie aufwuchs. Die Liste ist nicht vollständig. Mal hat sie ihren Kopf unter dem Arm, mal wirkt sie unversehrt. Ob sie an den diversen Orten gleichzeitig präsent sein kann, ist unerforscht. Aber eigentlich dürfte das für einen Geist kein Problem sein.
Großbritannien verfügt über eine große Bandbreite an übernatürlichen Wesen. Etwas typisch Englisches ist der „screaming skull“, der schreiende Totenkopf, der vergangenes Unrecht beklagt. Er wird sehr laut, wenn man ihn wegbringen will – lässt man ihn in Ruhe, bleibt er meistens ruhig. Auch weiße Damen bevölkern die reiche Folklore der Britischen Inseln, außerdem Menschen ohne Kopf, gesichtslose Wesen mit Kapuze, römische Soldaten, erschlagene Ritter, geisternde Hunde und, und, und … Als der am meisten von Geistern frequentierte Ort galt lange die Borley Rectory, das Pfarrhaus im Dorf Borley in Essex. Es ist allerdings 1939 abgebrannt. Auch viele Hotels und Pubs haben Hausgeister. Wie erkennt man, dass ein Gespenst präsent ist? Als gewissermaßen todsicheres Zeichen gilt das plötzliche Abfallen der Temperatur. Vielleicht ist in dem alten Gemäuer aber auch bloß die Heizung ausgefallen.
Nach einer Umfrage von YouGov aus dem Jahr 2014 (eine aktuellere haben wir nicht gefunden) glaubt übrigens gut ein Drittel der Briten an Geister, Frauen sind etwas in der Überzahl. Zum Vergleich: In Deutschland gaben 2012 rund 17 Prozent der Befragten an, an Gespenster zu glauben.
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