„All in all it's just another brick in the wall, All in all you're just another brick in the wall“ – diese Zeilen kann wohl jeder mitsingen! Vor genau 40 Jahren wurde das elfte Studio-Album der englischen Band „Pink Floyd“ veröffentlicht. Es wurde zum weltweit meistverkauften Doppelalbum aller Zeiten und der größte Erfolg für die vier Musiker. Dabei stand es 1979 gar nicht gut um die Band, sondern war der Anfang vom Ende, wie es damals schien. Roger Waters, der maßgeblich „The Wall“ geschrieben hat, und David Gilmour waren zerstritten, Richard Wright, der Mitbegründer und Keyboarder, verließ die Band nach den Studioaufnahmen. Trotzdem gelang es den vier Musikern, eines der bekanntesten Konzeptalben der Welt zu schreiben und aufzunehmen.
Roger Waters hatte die Idee dazu, als er beim letzten Konzert für das Album „Animals“ 1977 aus Wut über das Benehmen eines Fans in der ersten Reihe, diesem ins Gesicht spukte. Vollkommen entsetzt über seine eigene Reaktion, begann er, sich mit dem Gefühl der Isolation und den zwischenmenschlichen Barrieren auseinanderzusetzen, wie er sie als Musiker empfand. „The Wall“ erzählt von der Einsamkeit eines Rocksängers, der mit dem Tod seines Vaters und einer unglücklichen Ehe sowie dem Erfolg und zunehmendem Druck und Isolierung sowie der Drogensucht als Rockstar zu kämpfen hat.
Dabei ist „The Wall“ durchaus sehr autobiografisch! Zum einen ist es natürlich vom tragischen Leben Syd Barrets inspiriert, der wegen psychischen und Drogenproblemen die Band 1968 verlassen musste und seitdem wie ein Gespenst über der Band hing – das Lied „Shine On You Crazy Diamond“ von 1975 ist zum Beispiel auch ihm gewidmet. Auf der anderen Seite verarbeitet Roger Waters darin auch seine eigenen Erfahrungen. Wie der Protagonist „Pink“ hat auch er seinen Vater im Zweiten Weltkrieg verloren, seine Schuljahre waren die Hölle für ihn und seine Ehe war ebenfalls unglücklich. Das Stück „Comfortably Numb“ ist von Rogers Erfahrung inspiriert, als er ein Muskelrelaxans zur Bekämpfung von Hepatitis in Philadelphia verabreicht bekam, während „Vera“ sich auf die im Zweiten Weltkrieg bei britischen Soldaten beliebte Sängerin Vera Lynn bezieht.
Von Anfang an hatte Waters nicht nur ein Album, sondern auch einen Film sowie eine Riesenshow geplant. Die Konzerte waren so aufwändig und die Bühnenkonstruktion so teuer, dass „The Wall“ in den Jahren 1980 und 1981 nur an vier Orten (Los Angeles, Uniondale, London und Dortmund) aufgeführt werden konnten, dafür aber jedes Mal mehrere Abende hintereinander.
Der Film wurde 1982 mit Bob Geldof in der Hauptrolle gedreht und setzt sich aus Realfilm- und Zeichentrick-Sequenzen zusammen. Letztere werden vor allem zur Darstellung von „Pinks“ Innenleben eingesetzt und wurden von Gerald Scarfe kreiert, der auch schon das minimalistische Album-Cover sowie die Zeichentrick-Sequenzen und Figuren für die Konzerte erschaffen hatte.
1983 folgte das Album „The Final Cut“, zwei Jahre später erklärte Roger Waters „Pink Floyd“ für beendet. Trotzdem machten die verbleibenden Mitglieder, allen voran David Gilmour weiter. Es folgten ausgedehnte Rechtsstreitigkeiten, aber 1990 konnte Roger Waters auf dem „Niemandsplatz“ zwischen dem Potsdamer Platz und dem Brandenburger Tor „The Wall“ als Riesenspektakel aufführen, 2010 ging er damit sogar auf Solo-Tournee.
Am 2. Juli 2005 traten alle vier Bandmitglieder nach mehr als 24 Jahren noch einmal gemeinsam als „Pink Floyd“ für das „Live Aid“-Konzert im Hyde Park auf. Bob Geldof hatte diese Wiedervereinigung organisiert. Es sollte das letzte Mal sein, dass die Band gemeinsam auf der Bühne stand. Danach war vor allem für David Gilmour klar, dass eine weitere Zusammenarbeit nicht in seinem Interesse war. 2008 starb der Keyboarder Richard Wright an Krebs, nachdem 2006 schon Syd Barret verstorben war.
Trotz allem ist „The Wall“ nach wie vor als klassische Rockoper ein Gesamtkunstwerk, das man nicht übersehen und überhören kann. Jede Generation entdeckt es neu für sich, meist, weil „Another Brick In The Wall (Part 2)“ mit dem eingängigen Kinderchor immer noch im Radio läuft.
Falls Sie an einer kompletten Analyse von „The Wall“ interessiert sind, empfehlen wir Ihnen die englischsprachige Webseite: www.thewallanalysis.com/
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