Es gibt schon seltsame Gedenktage! Am heutigen „Tell-a-Lie-Day“, zu Deutsch „Erzähl-eine-Lüge-Tag“ sollen wir es mit der Wahrheit mal weniger genau nehmen. Na ja. Wir nutzen die Chance, von ein paar berühmten britischen Lügenbolden zu berichten, die in die Geschichte eingegangen sind.
Drei haben wir ausgesucht, von denen Charles Dawson (1864 bis 1916) wohl am professionellsten aufgetreten ist: Von Beruf eigentlich Rechtsanwalt, machte er sich einen Namen als Fossilienforscher und entdeckte außer drei bis dato unbekannten Dinosaurier-Arten und vielen anderen Funden aus der Vorzeit sogar einen rund 500.000 Jahre alten Urmenschen: den nach ihm benannten „Eoanthropus dawsoni“. Das Problem ist nur: Es handelte sich bei vermutlich allen Sensationsfunden um Fälschungen, der Schädel des Urzeit-Menschen entpuppte sich als handgefertigte Kombination aus menschlichen und Orang-Utan-Knochen. Zu Dawsons Glück wurde all dies erst nach seinem Tod aufgedeckt. Aber schon zu seinen Lebzeiten gab es Wissenschaftler, die seine Forschungs-Ergebnisse und die Echtheit seiner erstaunlich vielen Funde anzweifelten.
Um zarte geflügelte Wesen geht es beim Fall der „Cottingley Fairies“, der vor gut hundert Jahren für eine Sensation sorgte. Zwei Cousinen, die damals 16 Jahre alte Elsie Wright und die neunjährige Frances Griffiths, schossen Fotos von Elfen beim Tanze, aufgenommen im heimischen Garten in Cottingley in der Nähe von Bradford. Die Elfen sahen genauso aus, wie man sie aus Märchenbüchern kennt – und da kam auch die Vorlage her: Die Mädchen hatten sie abgezeichnet, ausgeschnitten und mit ihnen posiert. Viele Jahrzehnte später, Anfang der 1980er, gaben die beiden inzwischen betagten Damen die Fälschung zu. Aus heutiger Sicht ist es kaum zu glauben, dass diese Bilder in vielen Zeitschriften veröffentlicht wurden und Arthur Conan Doyle, geistiger Vater von Sherlock Holmes, auf ihre Echtheit pochte. Aber so war es.
Als drittes möchten wir noch an einen Mann mit dem schönen Namen Marmaduke Wetherell erinnern, von dem das berühmte Foto des Loch-Ness-Monsters von 1933 stammt. Die Zeitung „Daily Mail“ fiel darauf herein und veröffentlichte es, was einen Riesenhype rund um das rätselhafte Wassertier auslöste. Angeblich hatte das Foto ein Arzt geschossen, in Wirklichkeit handelte es sich um einen sehr aufwendigen Racheakt des Mr. Wetherell, der mit dem Blatt eine Rechnung offen hatte. Das Monster bestand aus einem Spielzeug-U-Boot von Woolworth, auf das er Hals und Kopf aus Holzkitt montiert hatte. Nach der Aufnahme soll er es versenkt haben – es liegt wohl noch immer auf dem Grund des Lochs. 1975 flog der Schwindel auf.
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