Für den glänzenden Eindruck
„My home is my castle“ – und wenn es schon keine Zugbrücke und kein schmiedeeisernes Tor hat, so braucht es doch wenigstens eine ansehnliche Tür. Im Vereinigten Königreich legen Hausbesitzer sehr viel Wert darauf, dass ihre „front door“ proper aussieht und haben auch genaue Vorstellungen, was das heißt: frisch gestrichen (oder jedenfalls nicht schäbig), mit einem Türklopfer verziert, einer dekorativen Matte davor und vielleicht noch Bäumchen rechts und links. Je nach Baujahr des Hauses kommen Säuleneinfassungen in der Fassade hinzu, entweder echte oder im Relief angedeutete, eine nostalgische Leuchte und ein Oberlicht in Fächerform. So stimmt der erste Eindruck! Kein Wunder, dass es ganze Bücher und Kalender voller Haustürbilder aus Großbritannien oder auch Irland zu kaufen gibt.
Ganz wichtig ist natürlich die richtige Farbe; beliebt sind leuchtendes Rot, klassisches Schwarz, Marine und Dunkelgrün, aber auch Pastelltöne wie aus der Eiscreme-Truhe – besonders schön an Reihenhäuschen oder Cottages. Gerade haben wir in der Zeitschrift „House Beautiful“ gelesen, dass insbesondere eine blaue Tür wertsteigernd wirkt, eine weiße ebenfalls, eine braune dagegen den Verkaufswert mindert. Da die Briten häufiger als wir damit beschäftigt sind, Immobilien zu verkaufen oder zu erwerben (ein Haus gilt anders als bei uns nicht als Anschaffung fürs Leben, sondern für eine bestimmte Phase), haben solche Farbspielereien also durchaus eine Bedeutung. Die Metallbeschläge, vom Löwenkopf-Klopfer über den Briefkasten bis zum Türknauf, können Schwarz sein oder aus Messing, mal glänzend, mal mit Patina, ganz nach Geschmack und Alter. Eine Türklingel ist üblich, aber nicht zwingend notwendig, man kann ja klopfen.
Farbig gestrichene Türen sind wunderschön, machen aber auch Arbeit, denn der Lack hält nicht ewig. Gleichwohl weichen die Briten nur im äußersten Notfall auf Kunststoff- oder Metalltüren aus. Sie wissen: Eine geschmackvolle Tür sagt „welcome“ und gibt, gemeinsam mit den Schiebefenstern, auch einfachen Häuschen ein sympathisches Gesicht.
Leserbriefe (1)
Dieter
am 14.11.2021