Kinder lieben sie, Gärtner auch: Marienkäfer sehen nicht nur hübsch aus, sondern bringen Glück und fressen Blattläuse. Deshalb gehören diese kleinen Käfer zu den populärsten Insekten überhaupt. In Großbritannien ist, wie bei uns, die Variante mit den sieben Punkten die häufigste, aber es gibt mehrere tausend verschiedene. Im britischen Englisch heißen die Kerlchen „ladybirds“ – ein niedlicher Name, der genau wie unser Marienkäfer religiösen Ursprungs ist. Die „lady“ ist nämlich Maria, die Mutter Jesu. Warum der Käfer dem Namen nach ein „bird“, also ein Vogel, sein soll, können wir allerdings nicht erklären. Die Amerikaner sagen übrigens „ladybug“, wobei ein „bug“ ein Insekt ist, und sind damit präziser.
Obwohl es Marienkäfer in vielen Farbkombis von Quietschgelb über Orange bis weißgepunktet gibt und darunter auch zahlreiche Importe aus anderen Erdteilen sind, erscheint vor unserem inneren Auge stets „rot mit schwarzen Punkten“. In dieser Gestalt ist der Käfer in unsere Kultur eingewandert und begegnet uns an Halsketten, auf Stoffen und Tapeten, Servietten und Kinderkleidchen, als Kostüm und Spielzeug und, und, und … In Großbritannien steht er außerdem für eine bekannte Kinderbuchreihe: Mit den Ladybird Books, 1914 erstmals gedruckt, sind Generationen von Briten aufgewachsen. Früher hatten die Bücher Taschenbuchformat, aber einen festen Einband, und erzählten – anschaulich bebildert und in einfacher Sprache – Alltagsgeschichten aus dem Leben von Kindern und Lehrreiches, zum Beispiel über die Natur. Allerdings kamen sie in jüngerer Zeit in den Ruf, allzu klischeehaft zu sein. Die Reihe existiert immer noch, heute ist sie vielfältiger, hat dabei aber ihren hohen Wiedererkennungswert und eigentlich auch ihren Charme verloren – das Marienkäfer-Logo ist geblieben. In Deutschland sind die Ladybird Books kurioserweise nur als Parodie für Erwachsene erschienen, etwa als „Midlife Crisis – Ein Handbuch“ oder „Die Ehefrau – Ein Handbuch“ im Lübbe Verlag. Wenn man das Original aber nicht kennt, kann man nicht so viel damit anfangen. Auf Englisch gibt es die Parodien in großer Auswahl, inklusive „The Story of Brexit – A Ladybird Book“.
Jetzt im Sommer freuen wir uns, wenn ein Marienkäfer auf unserer Hand oder Schulter landet. Weniger erfreulich finden wir es, wenn im Herbst mitunter tausende der Tierchen unser Heim heimsuchen. Denn wenn die kühle Jahreszeit naht, schauen sie sich nach einem Winterquartier um, und das kann manchmal auch das Wohnzimmer sein, wenn wir das Fenster offengelassen haben. Immerhin: Dann wird es ein glücklicher Winter.
PS. Die auffällige Farbgebung hat den Sinn, Fressfeinde zu warnen: Ich schmecke scheußlich! Und so ist es wohl auch.
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