Rotschopf mit Sturmfrisur
Rote Haare sind in Schottland nicht so selten wie anderswo – beim Menschen, aber auch beim lieben Vieh. Denn die Hochlandrinder, die zu den beliebtesten Fotomotiven des Landes zählen, tragen überwiegend leuchtendes Zottelfell (es gibt aber auch schwarze und weiße Varianten), das über den Augen noch zotteliger ist als am übrigen Körper. Genau genommen fragt man sich, wie sie überhaupt etwas sehen können durch diesen Pony. Darüber schwingen sich zwei perfekt symmetrische und spitze Hörner himmelwärts. Trotz dieser wehrhaften Ausstattung sehen sie aber freundlich und knuddelig aus. Gäbe es sie nicht in Wirklichkeit, ein Stofftierhersteller hätte sie vermutlich erfunden.
Die „Highland cows“ sind die älteste registrierte Rinderrasse der Welt, 1885 erstmals in einem Zuchtbuch aufgeführt. Längst haben sie Fans in aller Herren Länder und werden auch außerhalb der britischen Inseln gezüchtet. An das Leben im Hochland sind sie perfekt angepasst mit einem doppelt dicken Fell – feine Haare untendrunter, lange dicke Haare obendrüber –, das sie vor Wind und Wetter schützt. Die Hörner brauchen sie weniger zum Kämpfen als vielmehr für die Futtersuche im Schnee, der in Schottlands Norden häufiger vorkommt als sonst in Großbritannien. Der Pony hält Hagel und Schnee von den empfindlichen Augen fern. Hochlandrinder sind obendrein ziemlich genügsam, was das Futter angeht, und finden auch auf kargen Hügelkuppen noch etwas zum Fressen.
Die Schotten nennen dieses schöne Tier auch „Highland coo“, ausgesprochen wie „Kuh“. Eine von manchen erstaunlichen Parallelen mit der deutschen Sprache, andere Beispiele sind „tassie“ für Tasse oder „kirk“ für Kirche. Hierfür gibt es sprachhistorische Gründe, aber das ist eine andere Geschichte.
Falls in Zukunft mal eine Schottlandreise ansteht: Hier gibt es Tipps, wo Hochlandrinder in größerer Zahl zu sehen und zu fotografieren sind: www.visitscotland.com/de-de/blog/holiday-ideas/great-places-to-see-highland-cows-in-scotland
Ein Wort der Warnung ist aber angebracht. Obwohl die „coos“ ganz generell so gutmütig sind, wie sie aussehen, sollte man sich nie einem Muttertier mit Kälbchen nähern. Dann ist es nämlich schnell aus mit der schottischen Gelassenheit.
Leserbriefe (0)
Keine Leserbriefe gefunden!