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Englische Ortsnamen, die uns in die Irre führen

Englische Ortsnamen, die uns in die Irre führen (aber nicht mit Absicht)

Leeds Castle steht nicht in der Großstadt Leeds in Yorkshire, sondern mitten im County Kent.

aber nicht mit Absicht

Leeds Castle ist ein Wasserschloss wie aus dem Märchen. Wer es allerdings in oder bei der Großstadt Leeds in Yorkshire sucht, liegt um ungefähr 300 Kilometer daneben. Die trutzige Burg steht mitten in Kent, im „Garten Englands“, und borgt ihren Namen von einem Dörfchen Leeds (das nach einem Fluss benannt ist, die City aber nach einem keltischen Königreich). Dies ist nur ein Beispiel für viele Ortsnamen, die uns in Großbritannien unabsichtlich in die Irre führen oder uns etwas völlig anderes erwarten lassen, als wir dann zu sehen bekommen.

Um bei Kent zu bleiben: Genau dort liegt Kentish Town nicht. So heißt ein Stadtteil von London, der Name hat keltische Ursprünge und hat etwas mit Wasser zu tun, Obstbäume wie in der südenglischen Grafschaft finden wir dort eher wenige.

Viel seltsamer ist Elephant and Castle, Name eines weiteren Londoner Stadtviertels, in dessen Zentrum eine große Kreuzung liegt. Wir finden dort keine Elefanten – es wäre auch kein schöner Lebensraum für sie – und kein Schloss, abgesehen von einer Statue an der Tube Station, die beides kombiniert (das Tier trägt eine Burg auf dem Rücken). Der Name kommt von einer uralten Kneipe an einer uralten Poststation. Heute steht dort ein modernes Pub desselben Namens.

Die Stadt Middlesbrough würde man mitten in England vermuten, in Wirklichkeit liegt sie im Nordosten – ungefähr auf der Hälfte der Strecke zwischen Durham und Whitby. Daher stammt der Name, denn früher dachte man etwas kleinteiliger. Die Schreibweise ist übrigens verwirrend, denn üblicherweise heißt es am Ende von Ortsnamen entweder -borough wie in Scarborough oder -burgh wie in Edinburgh; die Bedeutung ist aber dieselbe und bezeichnet ein angelsächsisches Fort plus Niederlassung.

Wir fahren gen Süden in den New Forest, der alles andere als neu ist und auch kein Forst, sondern eher eine Mischung aus Heide, Baumbestand und Grasflächen. Hier hatte William the Conquerer, der Eroberer von 1066, eins seiner Jagdreviere. Aus derselben Zeit stammt auch das „neue Schloss“, das Newcastle den Namen gab. Und das New College in Oxford wurde im 14. Jahrhundert gegründet. „Neu“ ist eben ein relativer Begriff.

Noch zwei kuriose Ortsnamen zum Schluss: Das Dorf Temple Cloud in Somerset klingt esoterisch, ist aber bodenständig englisch. Der Name ist zur Hälfte eine Würdigung der Tempelritter, zur anderen wahrscheinlich ein Frauenname (aber Wolken gibt es dort trotzdem!). Ebenfalls in Somerset liegt das Dörfchen Queen Camel. Die etwas despektierliche Wortkombination erklärt sich so: Die Queen war wahrscheinlich Königin Eleonore aus dem 13. Jahrhundert, die hier Besitztümer hatte, das Kamel ist, sprachlich gesehen, keltischen Ursprungs und bedeutet: Gegend der kargen Hügel.

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