Stich für Stich
Alle Hobbys machen Spaß, sonst wären sie keine, aber manche bringen auch nützliche Ergebnisse hervor. Dazu gehört das Nähen. Wer je ein Kleidungsstück, ein Stofftier, eine Tasche, einen Topflappen oder sonst etwas Schönes aus Stoff gefertigt hat, kennt den Stolz und die Freude daran. Ohne die Nähmaschine aber wäre nicht nur das Hobby richtig Arbeit – nein, auch die Modebranche sähe völlig anders aus. Kein Designer, keine Designerin der Welt kommt ohne dieses Gerät aus und kann in aller Regel auch selbst damit umgehen; denn Kleidung entwerfen kann nur, wer Ahnung vom Nähen hat. Feiern wir also am 13. Juni, am Tag der Nähmaschine, diese bahnbrechende, aus England stammende Erfindung!
Bis ins späte 18. Jahrhundert wurde überall auf der Welt von Hand genäht, wie das schon der Steinzeitmensch mit einem spitzen Knochenstück getan hatte. Da ist es kein Wunder, dass die Moden über die Jahrhunderte erstens sehr langsam wechselten und zweitens auch nur etwas für Wohlhabende waren. Die weniger Begüterten schneiderten und stichelten selbst und mussten dafür sorgen, dass die Kleidung so lange wie irgend möglich hielt. Da hatte niemand, der nicht ein Heer von Näherinnen beschäftigen konnte, Interesse an einem Wechsel des Kleidungsstils.
Der Engländer Thomas Saint gilt als Erfinder der Nähmaschine und meldete seine Konstruktion 1790 zum Patent an; allerdings hatte schon 1755 ein gewisser Charles Frederick Wiesenthal, der eigentlich Karl Friedrich hieß und aus Deutschland stammte, eine erste mechanische Nähhilfe in England patentieren lassen. Saints Entwicklung war größer, überwiegend aus Holz und für Leder und Schiffssegel aus Leinen gedacht, die sich schwer von Hand nähen ließen. Er hatte aber keinen großen Erfolg damit und verstand sich wohl nicht auf Marketing.
Zahlreiche Weiterentwicklungen in vielen Ländern folgten, und ab Mitte des 19. Jahrhunderts war die Nähmaschine für die Textilindustrie Standard. Somit beginnt auch die Ära der Mode für alle. Im Hausgebrauch setzte sich die mechanische Helferin ebenfalls durch, natürlich noch von Hand mit einer Kurbel oder einem Pedal betrieben. Viele solcher antiken Nähmaschinen fristen heute ihr Dasein als Blumentischchen oder Ablage im Nostalgie-Café. Die ersten elektrischen Nähmaschinen kamen 1889 auf den Markt, erstmals entwickelt von der amerikanischen Firma Singer. Heute steckt im Gehäuse natürlich hoch entwickelte Elektronik.
Auf Englisch heißt nähen übrigens „to sew“, seltsamerweise „so“ und nicht „su“ ausgesprochen; die Nähmaschine ist folglich eine „sewing machine“.
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