Abschied von einem schwierigen Jahr
2021 ist ein Jahr, dem nicht viele Leute nachtrauern – umso mehr Grund, es fröhlich zu verabschieden. Damit 2022 besser wird, sind gute Laune und Zuversicht mindestens so wichtig wie Raclette, Fondue und Wunderkerzen, oder?
Großbritannien und Irland haben ihre eigenen Silvesterbräuche, wobei der Begriff Silvester völlig unbekannt ist (der Name stammt vom Papst Silvester aus dem 4. Jahrhundert, dessen Gedenktag der 31. Dezember ist). Es heißt „New Year's Eve“ oder – in Schottland – Hogmanay. Dazu gleich mehr.
New Year's Eve in London
Ganz generell gehören auch auf den Britischen Inseln Feuer und Krach zur Silvesternacht, was an vorchristliche Bräuche und an das Fest der Wintersonnenwende ein paar Tage vorher anknüpft. Die Flammen sollen wohl die Sonne symbolisieren, der Lärm soll das alte Jahr oder (das ist Interpretationssache) böse Kräfte vertreiben. Feuerwerk, vor allem privat veranstaltetes, ist aber eher unüblich, denn es gehört zur Bonfire Night am 5. November. London hat, wie andere Städte auch, aber seit etwa 20 Jahren ein spektakuläres Höhenfeuerwerk, jedenfalls in normalen Zeiten. Dieses Jahr wird es erneut ausfallen.
Für London, aber auch ganz Großbritannien gehört das Bong-Bong von Big Ben um Mitternacht dazu. Es wird von der BBC seit 1923 übertragen. Während der Restaurierung des Uhrenturms griff man auf eine Aufnahme zurück, nun erklingt es wieder live. Wer vor Ort ist, kann außerdem die Uhr am Elizabeth Tower erstmals seit Jahren wieder ohne Gerüst und frisch restauriert sehen. Sicher ein gutes Omen!
Silvester in Schottland, Wales und Irland
Die Schotten feiern den Jahreswechsel besonders inbrünstig und auch lang, teils bis 2. Januar. Das hat historische Gründe: Die Calvinisten lehnten das Feiern der Weihnacht als „papistisch“ ab; im Norden waren sie besonders stark. Obwohl sich die Einstellung längst geändert hat, ist Silvester ein wichtiger Termin geblieben. Auch in Nordengland sind Prozessionen mit Fackeln und flammenden Teerbehältern mancherorts üblich. Woher das Wort Hogmanay stammt, darüber gibt es fast so viele Meinungen wie das Jahr Tage hat ... vielleicht hat es etwas mit den Hugenotten zu tun, vielleicht stammt es aus der Antike, vielleicht ist es ein altes Wikingerwort, vielleicht sind seine Wurzeln gälisch. Hier herrscht also noch Forschungsbedarf, was den Feiernden ziemlich egal ist. Die Nacht wird üblicherweise feuchtfröhlich begangen; dieses Jahr sind aber leider alle öffentlichen Feiern abgesagt.
Laut einem alten schottischen und nordenglischen Aberglauben sollte als erster Gast im neuen Jahr ein Mann mit dunklem Haar über die Haustürschwelle schreiten … Hellhaarige sind als erste Besucher eher unerwünscht, was vielleicht eine ganz entfernte, über die Generationen weitergereichte Erinnerung an die Überfälle der Wikinger ist.
In Wales heißt Silvester „Calennig“, eine Verwandtschaft mit dem Wort Kalender ist wahrscheinlich.
Und in Irland feiert man „Oíche Chinn Bliana“, ausgesprochen ungefähr „Ihchen Bjiena“.
Gemeinsam „Auld Lang Syne“ singen
Um Mitternacht zählen alle Anwesenden – egal ob in England, Schottland oder Wales – die letzten zehn Sekunden gemeinsam herunter, um dann das traditionelle schottische Lied „Auld Lang Syne“ anzustimmen. Dieser Brauch ist auch in die Vereinigten Staaten und nach Australien eingewandert. Der Titel des von Robert Burns getexteten Liedes bedeutet so etwas wie „lange lange her“ und soll das Jahr verabschieden, aber auch an die Menschen erinnern, die nicht mehr bei uns sind.
Wir wünschen allen einen fröhlichen Jahreswechsel und A very Happy New Year. Möge es seinen Namen verdienen und sowohl glücklich als auch im Wortsinn ganz neu werden.
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