Bei uns war sie fast nur als „Queen Mum“ bekannt, die Briten nannten sie etwas respektvoller „the Queen Mother“. Bis zu ihrem Tod im Jahr 2002 war sie das freundliche, stets lächelnde Gesicht der Monarchie – eine vornehme ältere Dame, die lieb unter der Hutkrempe hervorguckte und trotzdem ahnen ließ, dass sie ganz schön willensstark und widerstandsfähig war. Vor 20 Jahren, am 30. März 2002, starb sie in Windsor. Sie hatte das biblische Alter von 101 Jahren erreicht.
Die spätere Königinmutter erlebte turbulente und auch schwierige Zeiten, blieb aber äußerlich immer gefasst. Im Ersten Weltkrieg, sie war noch ein Teenager, verlor Elizabeth Bowes-Lyon – so ihr Mädchenname – einen ihrer Brüder. Anfang der 1920er-Jahre verliebte sich Prince Albert in die junge Frau, doch sie wies ihn ab – und zwar aus Sorge, sie werde bei einer Heirat immer im Licht der Öffentlichkeit stehen. Das wollte sie nicht. Schließlich erhörte sie den prinzlichen Verehrer doch, vermutlich auch deshalb, weil er ja nur „der Zweite“ in der Thronfolge war und somit höchst wahrscheinlich nicht König werden würde; sein Bruder Edward war vor ihm an der Reihe und würde ja sicher auch Kinder haben. Ein doppelter Irrtum. Bekanntlich dankte Edward 1936 ab, um seine Wallis Simpson zu heiraten. Albert, dem man seine Liebenswürdigkeit, Sensibilität und Schüchternheit schon im Gesicht ansah, wurde gegen seinen Willen König. Spätestens seit dem Kinofilm „The King's Speech“ ist heute auch bei uns sein Stottern bekannt; die Zeitgenossen aber wussten davon und hatten es des Öfteren im Radio gehört. Elizabeth, nun „Queen Consort“, unterstützte ihren Mann nach Kräften und organisierte auch den Sprachlehrer.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Königspaar zum Sinnbild für den Kampf gegen Hitler. Elizabeth weigerte sich, vor den Bombardierungen aufs Land zu flüchten; das kam gut an. Auch hier zeigte sich die hinter einem freundlichen Äußeren verborgene Zähigkeit – den Begriff Stahlmagnolie gab es noch nicht, aber er hätte gepasst. Der Krieg ging zu Ende, aber 1952 war Elizabeth mit nur 51 Jahren Witwe. Ihre Tochter, die heutige Queen, bestieg den Thron.
Als Mutter der amtierenden Königin übernahm „Queen Elizabeth the Queen Mother“ zahlreiche Aufgaben und Repräsentationspflichten; bei ihren Enkelkindern und später auch den Urenkeln war sie sehr beliebt, hört man. Legendär ist ihre Trinkfestigkeit! Leider musste sie nur zwei Monate vor ihrem Tod noch miterleben, wie ihre jüngere Tochter Margaret starb: trauriger Schlusspunkt eines bewegten Lebens in bewegten Zeiten. Sie ist unvergessen im Königreich.
Leserbriefe (0)
Keine Leserbriefe gefunden!