Mit nur 60 Jahren ist Andrew Fletcher, Keyboarder der englischen Band „Depeche Mode“, am 26. Mai 2022 gestorben. Bis jetzt ist nichts zur Todesursache bekannt, aber die Fans wie auch die Band zeigen sich geschockt. Wie es mit der Band jetzt weitergeht, ist noch nicht bekannt, weil Fletcher neben seinem musikalischen Talent auch mit seiner ruhigen Art als Vermittler zwischen den anderen beiden Musikern galt und die Organisation der Band übernommen hatte.
Punkige Anfänge
Geboren wurde Andrew Fletcher am 8. Juli 1961. Er war das älteste von vier Geschwistern von Joy und John Fletcher. Die Familie zog von Nottingham nach Basildon (im County Essex), als er zwei Jahre alt war. Als der Punkrock 1976 aufkam, war Fletcher gerade 15 Jahre alt. Er sagte darüber: „Offensichtlich das perfekte Alter, um es zu erleben.“ Bands wie „Siouxsie and the Banshees“, „The Cure“, „Kraftwerk“, die frühen „Human League“ und „OMD“ sollten seine Musik maßgeblich beeinflussen.
Mit seinem Schulkameraden Vince Clarke gründete er seine erste Band „No Romance in China“, in der Fletcher noch Bassgitarre spielte. 1980 lernte er in einem Pub Martin Gore kennen. Zu dritt nannten sie sich „Composition of Sound“ und spielten dabei alle Synthesizer. Als Dave Gahan schließlich dazu kam, benannten sie sich in „Depeche Mode“ um.
Vince Clark verließ die Band kurz nach der Veröffentlichung ihres Debütalbums „Speak & Spell“ im Jahr 1981. 1982 stieß der Musiker und Produzent Alan Wilder dazu, der jedoch 1995 wieder ausstieg, sodass „Depeche Mode“ seitdem als Trio fortbestand.
Die Band feierte weltweit Erfolge mit insgesamt 14 Alben und Hits wie „Just Can't Get Enough“, „People are People“ oder „Enjoy the Silence“ und wurde 2020 in die „Rock and Roll Hall of Fame“ aufgenommen.
Fletchers Rolle bei Depeche Mode
Fletchers Rolle bei Depeche Mode hat sich über die Jahrzehnte verändert. Vor Dave Gahan war er Songwriter und Sänger, dann spielte er zunächst Bass, bis er die Keyboards übernahm. In einer Dokumentation über die Band von 1989 sagte er: „Martin ist der Songschreiber, Alan ist der gute Musiker, Dave ist der Sänger, und ich dümple herum.“ Das ist natürlich typisch britisches Understatement. Neben den Keyboards kümmerte er sich im Laufe der Jahre nicht nur um die Musik, sondern auch um viele geschäftliche, rechtliche und andere nicht-musikalische Belange und fungierte später auch als Sprecher der Band.
Er galt zudem als Vermittler zwischen Gahan und Gore, die sich immer wieder zerstritten, und auch als derjenige, der die Band zusammenhielt.
Das Leben neben Depeche Mode
In den 1990er-Jahren besaß Fletcher ein Restaurant namens Gascogne in der Blenheim Terrace in St. John's Wood, London.
2002 gründete Fletch, so sein Spitzname, ein eigenes Plattenlabel „Toast Hawaii“, das tatsächlich nach dem Gericht benannt wurde, was aber seit 2006 nicht mehr aktiv ist. Auch arbeitete Fletcher in Pausenzeiten von Depeche Mode als DJ.
Mit seiner Frau Grainne war er fast 30 Jahre lang verheiratet und hatte zwei Söhne.
„Eines unserer Vermächtnisse ist es, elektronische Musik in der breiten Masse populär zu machen“, sagte Fletcher in einem Interview im Jahr 2017. Das und die Vielzahl an Alben und Hits werden Andrew Fletcher für immer unvergessen machen.
Leserbriefe (1)
Jack
am 27.05.2022