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Der große Tag: Hochzeit auf Britisch

Der große Tag: Hochzeit auf Britisch

Geschmückte Londoner Doppeldeckerbusse für eine britische Hochzeitsfeier

Im Frühsommer, wenn die Aussichten auf gutes Wetter steigen, beginnt die Hoch-Zeit für Hochzeiten. Auch in Großbritannien gibt es Feierlichkeiten „im kleinen Kreis“, aber üblich sind sie eher nicht. Im Gegenteil. Schon lange, bevor die Hochzeiten auch bei uns immer größer und aufwendiger wurden, wurde drüben im ganz großen Stil gefeiert, mehrstöckige Hochzeitstorte, Kutsche und ein Heer von Brautjungfern inklusive. Heute ist es, auch unter dem Einfluss amerikanischer Romantikkomödien, eher noch bombastischer als bescheidener geworden. Hier eine kleine Liste dessen, was dazugehört.

Die Dorfkirche

Im Vereinigten Königreich wählt man zwischen kirchlicher oder ziviler Trauung; beides zusammen geht nicht. Der in der Kirche geschlossene Bund ist genauso rechtsverbindlich wie der im Standesamt. Lieblingslocations sind heute kleine historische Kirchen, gern auf dem Land.

Die Kleidung

Die meisten Bräute tragen weiß, der Bräutigam alles vom Frack mit Zylinder über den edlen Dreiteiler bis zum ganz normalen Anzug. Auch Bräute, die nicht zum Aberglauben neigen, haben vorsichtshalber „something old, something new, something borrowed, something blue“ im Outfit, also Altes, Neues, Geborgtes und etwas in Blau. Bringt Glück.

Die Trauzeugen

Sie sind anders als in Deutschland Pflicht. Der Trauzeuge des Mannes ist der „best man“, die Trauzeugin der Frau die „maid of honour“.

Die Entourage

Freundinnen und Freunde bzw. Verwandte des Brautpaares stellen die „groomsmen“ und „ushers“ (männlich) und die „bridesmaids“ (weiblich). Eigentlich ist ein „usher“ ein Platzanweiser, und das ist auch eine der Aufgaben der schick gekleideten Jungs. Die Ringe trägt entweder der „beste Mann“ oder ein extra „ringbearer“, der oft ein Junge ist. Und dann braucht man noch Kinder, die Blumen werfen.

Der Einheitslook

Brautjungfern tragen oft mehr oder weniger identische Kleider, wenn auch nicht mehr in Weiß wie früher (dies sollte ein Ablenkungsmanöver für böse Geister darstellen, die sich sonst womöglich auf die Braut gestürzt hätten). Die Frage, wer das Brautjungfernkleid bezahlt, ist oft heikel: Braut oder Jungfern? Die übrigen weiblichen Gäste tragen gern Hut – endlich mal eine Gelegenheit!

Der Weg zum Altar

Die Braut zu geleiten ist Aufgabe ihres Vaters. Man nennt das „he gives her away“, er gibt sie weg. Nicht ganz zu Unrecht wird dies als archaischer Brauch kritisiert, so als sei die Frau unmündig und gehe nun von der Verantwortung des einen in die des anderen über. Trotzdem wünschen sich viele junge Frauen ihren Dad an der Seite.

Hennen und Hirsche

Der Junggesellenabschied für beide ist ein Riesenthema, bei ihr heißt er „hen night“, Nacht der Hennen, bei ihm „stag night“, Nacht der Hirsche. Oft sehr feuchtfröhlich, weswegen diese Feier meist nicht mehr unmittelbar vor der Hochzeit stattfindet, sondern Tage oder Wochen vorher.

Die Location

Das Country House Hotel ist eine besonders beliebte Festlocation, ebenso das Herrenhaus, sofern es vermietet wird. Örtliches Pub geht aber auch.

Die Torte

Mindestens dreistöckig und entweder aus traditionellem Früchtekuchen mit Zuckerguss oder aus Biskuit mit Buttercreme. Solche Kuchen sind echte Kunstwerke.

Die Reden

Traditionell spricht erst der Brautvater, dann der Bräutigam, dann der „best man“ (dessen Rede witzig, aber nicht verletzend sein soll). Wieder nur Männer! Dieses Muster wird heute oft durchbrochen, auch die Braut oder Brautmutter sagt etwas.

Die kleinen Gefälligkeiten

Britische Hochzeitsgäste haben Anspruch auf sogenannte „wedding favours“, kleine Geschenke, die neben ihrem Gedeck liegen. Manchmal sind es bunte Zuckermandeln, manchmal auch kostbare Kleinigkeiten. 
Wie man sich denken kann, sind solche aufwendigen Hochzeitsfeiern nicht leicht zu stemmen für junge Leute, zumal ja noch Blumenschmuck, Essen, Getränke, DJ oder Band etc. dazukommen. Wird im Ausland gefeiert, was nicht so ungewöhnlich ist, dann müssen auch die Gäste tief in die Tasche greifen. Uns wurde kürzlich von einer Hochzeit berichtet, die auf einer griechischen Insel stattfand, nachdem schon die „hen night“ auf Mallorca gefeiert wurde – und das bezahlt nicht das Brautpaar! Hoffentlich blieb noch etwas übrig für die Hochzeitsgeschenke.

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