Wir können uns Zeit nehmen, sie verschwenden oder ihr hinterherlaufen, wir brauchen mehr davon und lassen sie uns stehlen, sie heilt alle Wunden, ist Geld, mit ihr kommt Rat: Kaum ein Phänomen prägt unser Leben so sehr wie die Zeit. Sie aus der Abstraktion zu holen, zu messen und einzuteilen, hat die Menschen seit Jahrhunderten beschäftigt. Beispiele dafür können wir im neuen Irish Museum of Time in Waterford bestaunen. Passenderweise ist diese von den Wikingern gegründete Stadt im Südosten die älteste Irlands.
Die Frage, was Zeit eigentlich ist, kann zu sehr zeitintensiven Diskussionen führen, die wir uns hier schenken. Spätestens im Mittelalter will die Menschheit aber nicht mehr nach dem Sonnenstand (und der Sonnenuhr) leben, sondern sucht nach neuen Messmethoden. Schon die frühen Uhrwerke sind technisch hochkompliziert und können als Vorläufer des Computers gelten. Und als Einstieg in den ewigen gefühlten Zeitmangel …
Das Museum ist in einer restaurierten Kirche untergebracht und ergänzt Waterfords facettenreiches Museumsviertel. Den Grundstock bildeten die Sammlungen zweier Uhrmacher aus Dublin; zu sehen sind viele irische Stücke, aber auch Importe aus anderen europäischen Ländern sowie aus Japan.
Ein paar Highlights:
- altehrwürdige Standuhren, die im Englischen „grandfather clocks“ heißen, Großvateruhren, oder auch „longcase clocks“;
- die ersten Taschenuhren. Die Taschenuhr wie auch die Armbanduhr heißen auf Englisch „watch“, was wiederum so viel bedeutet wie „etwas im Blick haben“;
- dekorative Tischuhren, wie vergangene Generationen sie liebten – so reich verziert mit Statuetten und Pflanzenranken, dass man kaum noch das Zifferblatt findet;
- Technik ohne Gehäuse, die den Mechanismus erklärt.
Das älteste Exponat der Ausstellung stammt aus dem 16. Jahrhundert.
Auch wenn das Menschheitsthema „Zeitreise“ derzeit keine Option ist, so können wir immerhin durch die Geschichte der Zeitmessung reisen. Und uns dafür einfach mal Zeit nehmen.
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