Morgen ist im Vereinigten Königreich „National Doodle Day“. Was, bitte? Um das zu erklären, müssen wir kurz ausholen.
Also, Doodle ist bekanntlich ein Onlinedienst zur Terminfindung. Eigentlich steht „doodle“ aber für eine Zeichnung der Sorte, die viele von uns nebenbei aufs Blatt kritzeln, während wir telefonieren, in der Schule sitzen, nachdenken … Nichts Künstlerisches, jedenfalls bei den meisten Leuten, sondern geometrische Formen, das Haus vom Nikolaus, Blümchen, Strichmännlein und dergleichen. Angeblich sagt das, was wir so kritzeln, Tiefenpsychologisches über uns aus, aber das ist ein anderes Thema.
Beim National Doodle Day werden Prominente gebeten, irgendetwas zu zeichnen, das dann für einen guten Zweck – zugunsten Epilepsie-Betroffener – versteigert wird. Manche der Werke sind dann doch etwas aufwendiger, als es das Wort „doodle“ suggeriert, aber man will ja schließlich Abnehmer finden. Hier www.epilepsy.org.uk/doodle-day kann man mal gucken, wer mitmacht und was im Angebot ist. Das „Downton-Abbey“-Schauspielteam ist gut vertreten.
Woher kommt aber das Wort „doodle“ oder als Verb „to doodle“? Angeblich aus dem Deutschen. „Dudeln“ ist ein lautmalerischer Ausdruck für fantasielos und eintönig singen oder Musik spielen, die Verwandtschaft zum Dudelsack liegt nahe (obwohl der keineswegs eintönig musiziert!). Der „Dudeltopf“, dem wir heute nicht mehr begegnen, war ein alter Begriff für einen einfältigen fantasielosen Menschen, einen Trottel. Bei den Brüdern Grimm taucht das Wort noch auf. Vermutlich liegt hier – beim Thema Eintönigkeit und Einfältigkeit – die Verbindung zu „doodle“, weil es eben keine Kunstwerke sind, die da zu Papier gebracht werden, sondern ganz einfache Zeichnungen, die jedes Kind hinkriegen würde.
Und wieso heißt der Online-Terminabstimmer nun Doodle? Die jungen Männer, die das Unternehmen vor 15 Jahren in der Schweiz gründeten, suchten wohl nur einen eingängigen Namen. Vielleicht war auch Google ein Vorbild. Die Zeichnungen, die Google zu verschiedenen Themen auf seiner Startseite zeigt, heißen übrigens in schöner Verschmelzung Googledoodles.
PS. Es gibt auch lebendige Doodles, Labradoodles zum Beispiel oder Goldendoodles. Hier steht das Wort für Hunde, die mit Pudeln gekreuzt wurden. Warum man sie nicht Labrapoodles genannt hat, bleibt das Geheimnis der Züchter.
PPS. Die Autorin dieses Beitrags „doodelt“ grundsätzlich und ausschließlich anatomisch unpräzise Katzen wie die im Bild, die ganz bestimmt niemand ersteigern würde. Drei weitere Kolleginnen ließen es sich auch nicht nehmen, zum Stift zu greifen.
Leserbriefe (2)
Bea
am 01.09.2022ich selbst doodle generell geometrische oder florale Muster und finde die vier Doodles :) vom Online Team wunderbar.
Liebe Grüße
Bea
Reinhild Kopsch
am 02.09.2022Macht immer Freude, Eure Sachen zu lesen! SO hat man immer eine kleine Verbindung zu England. Freundlichste Grüße vom Bodensee! Reinhild Kopsch