Very British, very comfy
Lust auf einen Kurzurlaub in Großbritannien – ganz ohne Pass, Flug-, Zug- oder Fährticket? Das lässt sich machen! Das Hotel The Little Britain Inn in der Nähe von Linz im Rheinland (in einem Ort namens Vettelschoß-Kalenborn) ist „very British“ eingerichtet, serviert Riesenportionen Fish and Chips, Afternoon Tea mit allem Drum und Dran und morgens ein Full English Breakfast, hat eine klassische Pub-Theke und einen Games Room. Darüber hinaus ist das mit GB-Devotionalien möblierte Außengelände eine Attraktion, die keinen Eintritt kostet. Unsere Autorin hat – nebst Ehemann – im Hotel übernachtet. Aber der Reihe nach:
Die Ankunft
Der Gutschein für den „Queen´s Room“ lag – es ist schon eine ganze Weile her – unter dem Weihnachtsbaum. Jetzt wird er endlich eingelöst! Wir kommen an und beziehen unser Zimmer mit dem Wandbild, das die Königin nebst Krone zeigt. Dass die Queen leider nicht mehr lebt, bedeutet aber nicht, dass es hier – anders als in manchem britischen Hotel – spukt. Das Zimmer ist sehr süß und „comfy“, gemütlich, eingerichtet inklusive Thronsessel, Teetablett mit Cadbury´s Chocolate und großem Paddington Bear. Die anderen Zimmer haben ebenfalls je ein eigenes Motto (und Wandbild) von Harry Potter über Sherlock Holmes bis zum maritimen Beach Hut Room und „Dinner for One“ (zu Silvester bestimmt schnell ausgebucht).
Doppeldecker und Mr. Bean
Das Wetter ist leider auch very British indeed, es regnet fast die ganze Zeit. Unerschrocken erforschen wir dennoch das Außengelände rund ums Gebäude mit seinem Sammelsurium aus roter Telefonzelle, diversen Original-Doppeldecker-Bussen, einer „Tardis“ (das ist die Polizeinotrufzelle, mit der Dr. Who durch Raum und Zeit reist), einem zum Friedenssymbol umgedeuteten Panzer und vielen lebensgroßen Standbildern, die mutmaßlich aus Fiberglas bestehen: Prince William im Smoking, die Queen im Galakleid, Wachsoldaten in Bärenfellmützen, Corgis, Mr. Bean als Comicfigur, sie alle leisten einander und uns Gesellschaft. Im Games Room finden wir auch James Bond, vor der Tür steht Hedwig, Harry Potters Eule, und auf dem Parkplatz hat Mr. Bean sein Auto abgestellt.
Lovely Afternoon Tea
Den Tee hatten wir vorgebucht und bekommen ihn im liebevoll geschmückten Restaurant bzw. Tearoom auf der Etagere serviert: unten ziemlich substanzielle Sandwiches mit Thunfischcreme und Ei, in der Mitte Kuchen, oben je ein Riesen-Scone mit Clotted Cream und Marmelade. Wir sind beeindruckt von der Emma-Bridgewater-Teekanne, die hübsch ist und genau so, wie es sein soll, nämlich „bottomless“. Wird nie leer. Kaffee gibt es natürlich auch. Alles ist sehr lecker, wenngleich die Kuchen uns eher osteuropäisch anmuten als britisch … das nennt man heute „fusion“ und stört uns nicht.
Abstecher in eine sehr deutsche Stadt
Es regnet immer noch, deshalb fällt die angedachte Wanderung aus und wir steigen stattdessen in den historischen Schienenbus aus den 1950ern, der erfreulicherweise direkt vor dem Hotel hält. Die Kasbachtalbahn fährt uns durchs gleichnamige malerische, wenngleich tropfnasse Tal und bringt uns nach Linz. Dieses Städtchen ist sehr deutsch im besten Sinne, ganz viel Fachwerk und Blick auf den Rhein und nette Cafés, für die wir aber gerade keinen Bedarf haben. Idealerweise würden wir eine Strecke mit dem nostalgischen Schienenbus zurücklegen und eine zu Fuß, aber wie gesagt … So fahren wir auch retour.
Cheers!
Nach Rückkehr und Trockenrubbeln der Haare finden wir uns in der Peaky Blinders Bar ein und bestellen einen „Gin and Tonic“ und einen Cider, schauen uns die vielen ausliegenden Bildbände und Kochbücher an und träumen ins virtuelle Feuer. Die Getränkeauswahl ist klasse, die Drinks sind nicht gerade sparsam bemessen, die Bedienung sehr freundlich. Tom Shelby, der Gangsterboss aus Birmingham, bleibt fern. Umso besser.
Dinner for two
Endlich wieder Hunger! Es hat eine Weile gedauert nach dem üppigen Nachmittagstee. Die Karte bietet einige Auswahl, aber natürlich muss es heute Fish 'n' Chips sein. Wir dürfen uns eine Portion teilen, was angesichts der Menge eine gute Idee war. Fisch und Pommes schmecken genau so, wie wir sie aus Großbritannien kennen, Erbspüree („mushy peas“) ist auch dabei. Statt Malzessig werden zwei Saucen serviert, aber wir vermuten mal, auf Nachfrage gäbe es auch Saures. Delicious!
Good Night!
Wir ziehen uns in unsere Gemächer zurück und stellen fest, dass auch das Bett original britisch ist, denn es hat eine Gemeinschaftsdecke für zwei. Da die Decke aber sehr breit ist, bleiben nächtliche Revierkämpfe aus und wir schlafen königlich. Übrigens hätten wir auch britische TV-Sender gucken können, wenn wir gewollt hätten.
Das Full English Breakfast
Morgens beginnt das letzte Kapitel unserer kleinen Auszeit, nämlich das typisch englische Frühstück. Und tatsächlich: Sowohl die „sausages“ als auch der „bacon“ sind original britisch – erstere mit einer speziellen Gewürzmischung, letzterer eben kein „Frühstücksspeck“ wie in unseren Supermärkten erhältlich, sondern richtig dicke Scheiben ohne viel Fett. Dazu gegrillte Tomaten, Eier nach Wunsch, Pilze, Baked Beans und Diverses mehr. Auch Scones werden erneut angeboten. Wir verabschieden uns und freuen uns schon auf „many happy returns“!
P. S. Der Besuch war nicht gesponsert. Die Begeisterung ist also ganz echt.
Mehr über das Little Britain Inn, Details und Zimmerpreise (ab 120 Euro für zwei) finden Sie hier. https://thelittlebritaininn.com/
Der Fahrplan der Kasbachtalbahn: https://www.zugtouren.de/Kasbachtalbahn/Fahrplan/
Über die Geschichte und die Gründer des Little Britain Inn hatten wir schon einmal berichtet.
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