Afternoon Tea ist die britischste aller Mahlzeiten und ein besonderes Erlebnis, auch für die Einheimischen. Damit wir sie im vornehmen Hotel, aber auch im kleinen Tearoom auf dem Lande entspannt genießen können, ohne unangenehm aufzufallen, schauen wir uns die Etikette rund um Etagere, Teesieb und feines Porzellan mal etwas genauer an.
- Beim Bestellen ist auf besondere Höflichkeit und den inflationären Gebrauch von „please“ und „thank you“ zu achten, aber das gilt in Großbritannien eigentlich immer.
- Kommt der Tee, stellt sich die Frage: Milch zuerst in die Tasse oder Tee zuerst? Die meisten Briten mögen es lieber, wenn die Milch als erstes kommt – das mischt sich irgendwie besser und hinterlässt auch weniger Flecken am Porzellan. Wer aber ganz, ganz fein sein will, fügt die Milch nachträglich hinzu.
- Zucker wird selbstverständlich nicht mit dem eigenen Löffel genommen und – bei Würfeln – schon gar nicht mit den Fingern. Das Umrühren hat geräuscharm zu erfolgen. Benimmexperte William Hanson rät sogar dazu, nicht rundherum zu rühren, sondern den Löffel nur vor- und zurückzubewegen.
- Führt man die Tasse zum Mund, darf man nicht den kleinen Finger abspreizen, denn das wirkt gewollt vornehm. Wir verfallen aber auch nicht ins andere Extrem und tunken Kekse ins Getränk. Das ist nur etwas für zu Hause, wenn auch unbestritten lecker. Dass wir nicht schlürfen und nur kleine Schlucke nehmen, versteht sich.
Ein Afternoon Tea umfasst in der Regel Sandwiches, Scones und Kuchen. In dieser Reihenfolge wird auch gegessen!
- Die Sandwiches sind glücklicherweise in Dreiecke oder Streifen geschnitten, sodass wir sie unfallfrei aus der Hand essen können.
- Und die Scones? Sie werden horizontal aufgebrochen, nicht geschnitten. Erfreulicherweise haben sie eine Sollbruchstelle, sodass es ganz einfach gelingt. Dann kommt auf jede Hälfte Clotted Cream und Marmelade. Was zuerst draufgehört, ist eine Glaubensfrage (in Cornwall muss es erst die Marmelade sein, in Devon gerade umgekehrt). Da beides gleich gut schmeckt, kann man das außerhalb Cornwalls und Devons machen, wie man will. Anschließend setzt man die beiden Hälften aber nicht wieder zusammen, das ist ja kein Hamburger! Sie werden einzeln in die Hand genommen und gegessen.
- Kuchen sind meist auch im handlichen Format, für größere Stücke nehmen wir die Kuchengabel, die im Englischen übrigens „pastry fork“ oder „dessert fork“ heißt.
Gibt es einen Dresscode? Nein. Aber für Tee im Ritz oder bei Fortnum & Mason kleidet man sich lieber etwas schicker, das machen die Einheimischen schließlich auch so (sie lieben „getting dressed up“). In einen gemütlichen kleinen Tearoom am Wegesrand kann man auch in Wanderkleidung kommen, sofern man nicht gerade Erdklumpen hereinträgt.
Vieles rund um den perfekten Afternoon Tea finden Sie bei uns im Online-Shop.
Leserbriefe (1)
Angela Bartsch
am 24.06.2023