Bäume faszinieren uns seit jeher. Denn sie bieten Schutz, Nahrung und Wärme und ihnen werden allerhand Kräfte zugesprochen. Erst recht in Großbritannien, dem Land der Druiden und gruseligen Geistererzählungen. Im Folgenden stellen wir deshalb drei alte Bäume und ihre Geschichten vor, die Sie noch heute besuchen können – vielleicht bei einem schönen Herbstspaziergang.
Der beliebteste Apfelbaum Englands: Original Bramley Apple, Southwell, Nottinghamshire
Fangen wir mit einem Apfelbäumchen an. Die saftigen Früchte passen ja auch prima in den Herbst. Der sogenannte Bramley Apfel ist in Großbritannien heute der beliebteste Kochapfel überhaupt. Pro Jahr verarbeiten britische Leckermäuler knapp 80.000 Tonnen der Sorte zu Apple Pies, Apple Crumbles und sogar Martinis.
Alles begann vor 200 Jahren. Damals pflanzte eine Dame namens Ann Brailsford einen Apfelkern in Southwell, Nottinghamshire. Etwa 47 Jahre später traf ein gewisser Mr Henry Merryweather dort zufällig auf einen Gärtner, der Früchte dieses Baumes bei sich trug. Ob Mr Merryweather diese Äpfel so schön fand, ob einer herunterfiel und er ihn probierte oder etwas anderes seine Aufmerksamkeit erregte, können wir nicht sagen. Jedenfalls wollte er unbedingt wissen, woher die Früchte kamen. „From the tree of Butcher Bramley“, (vom Baum des Metzgers Bramley) war die Antwort.
Merryweather begab sich also flugs dorthin und überredete die Bramleys, dass er Stecklinge mit nach Hause in seine Baumschule nehmen durfte. Diese stimmten unter einer Bedingung zu: Die Pflänzchen sollten Bramley’s Seedling heißen. So traten die Äpfel ihren Siegeszug durchs ganze Land an, und der Bramley Apple ist bis heute wortwörtlich in aller Munde. Aber bitte gekocht, denn roh schmecken die Äpfel gar nicht so besonders.
Das Tolle: Der Original-Apfelbaum steht noch heute in Southwell und trägt sogar Früchte. Jedes Jahr im Oktober gibt es außerdem das Bramley Apple Festival mit allerlei Spezialitäten rund um den Apfel. Mmh, lecker …
Die Eiche, die schon Shakespeare kannte: Birnam Oak, nahe Dunkeld, Perthshire, Schottland
Die Birnam Eiche hat eine ganz besondere Geschichte. Sie steht im schottischen Perthshire und ist mehrere hundert Jahre alt. Man erzählt sich, dass sie einst Teil des mittelalterlichen Eichenhains war, den Shakespeare in Macbeth beschrieb. Ob das stimmt? Wer weiß? Der Dichter war 1599 aber wirklich zusammen mit einer reisenden Theatertruppe dort.
Und der Eichenhain, der einst die Ufer des Flusses Tay bedeckte, beeindruckte den Dichter so sehr, dass er ihn in seinem nächsten Stück verwendete. Denn eine Hexe prophezeit Macbeth, er bliebe so lange König, bis der Birnam Wood in seine Burg in Dunsinane käme. Macbeth war verständlicherweise beruhigt und freute sich schon auf eine lange Regentschaft. Doch daraus wurde nichts. Denn eine angreifende Armee tarnte sich mit Ästen des Waldes und rückte auf die Burg vor. So kam der Birnam Wood nach Dunsinane und die Tragödie nahm ihren Lauf.
Wer heute vom schottischen Örtchen Dunkeld einen Spaziergang zur Birnam Eiche macht, trifft auf einen uralten Baum, dessen riesiger Stamm im unteren Bereich hohl ist. Die enormen Äste ruhen auf Krücken. Es ist ein beeindruckender Anblick – und ein faszinierender Gedanke, dass schon Shakespeare an genau diesem Baum vorbeigekommen sein könnte.
Eine gruselige Eiche in Ketten: The Chained Oak, nahe Alton, Staffordshire
Wir haben Geistergeschichten versprochen und jetzt wird es ein bisschen gruselig. In Staffordshire steht eine alte Eiche, die in rostige Ketten gelegt ist. Warum nur?
Eine Legende aus dem frühen 18. Jahrhundert besagt, dass der Earl of Shrewsbury auf dem Nachhauseweg in einer Herbstnacht von einer Bettlerin angesprochen wurde. Er antwortetet ihr jedoch nur mit herablassenden Worten. Die alte Frau verfluchte ihn daraufhin. Jedes Mal, wenn jene Eiche, an der sie sich begegnet waren, einen Ast verlöre, würde ein Familienmitglied sterben. Der Earl nahm das nicht ernst und fuhr weiter. Doch in der Nacht zog prompt ein Sturm auf und ein Eichenast krachte auf den Boden. Und genau zur gleichen Zeit starb ein Verwandter des Earls. Zufall? Vielleicht.
Doch den Earl ergriff die Angst. Panisch kettete er die Äste des Baumes an, sodass sie ja nicht mehr herunterfallen konnten. Wie es dem Earl anschließend erging, wissen wir nicht. Die Eiche steht jedenfalls noch heute an Ort und Stelle und die Ketten sind noch deutlich zu erkennen. Ein Spaziergang zum Baum in Ketten führt durch einen dichten Wald. Und ja, ein wenig gruselig ist die Atmosphäre dort noch immer.
Alte Bäume in Großbritannien
Das sind nur einige der alten Bäume, die Großbritannien zu bieten hat und wir könnten noch von vielen anderen berichten. Beim Spaziergang durch die Wälder und Parks der britischen Inseln lohnt sich deshalb ein genauer Blick. Denn viele der alten Riesen haben spannende Geschichten zu erzählen.
Leserbriefe (1)
Angela Bartsch
am 26.09.2023