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John Lindley: englischer Botaniker und Orchideenexperte

Pinkfarbene Orchidee, die nach John Lindley benannt ist

John Lindley gilt als Orchideen-Experte. Viele prachtvolle Orchideen-Pflanzen wurden nach ihm benannt.

John Lindley gilt bis heute als einer der bedeutendsten englischen Botaniker. Am 5. Februar 1799, also vor 225 Jahren, wurde er in Norfolk geboren. Doch wie konnte ein unscheinbarer Sekretär der Royal Horticultural Society zum „Vater der Orchideenkunde“ werden?

Schon während seiner Schulzeit entwickelte Lindley eine Leidenschaft für die Botanik. Der junge John machte seinem Spitznamen „Old Antiquity“ alle Ehre und sammelte Wildpflanzen nebst anderen Raritäten. Seine Pläne Soldat zu werden, konnten zum Glück nicht realisiert werden. Der Familie fehlte schlicht das Geld, um, wie damals üblich, ein Offizierspatent zu kaufen. Seine Botaniker-Karriere begann 1822 als Assistenz-Sekretär der Royal Horticultural Society (RHS).

Vom Sekretär zum Orchideenexperten

Lindleys Erfahrung als Bibliothekar und die Unterstützung des Orchideensammlers William Cattley brachten den 23-Jährigen in diese Position. Fortan beaufsichtigte er die Pflanzensammlung der RHS und organisierte auch deren erste Gartenausstellung in England. Der RHS-Historiker Harold R. Fletcher beschrieb Lindley später als „the backbone of the Society and possibly the greatest servant it had ever had”.
Den Weg in Forschung und Lehre trat John Lindley, der selbst nie eine Universität besucht hatte, aus Geldnot an. Auf der Suche nach neuen Einnahmequellen wurde er 1829 der erste Professor für Botanik am neu gegründeten University College London. Lindley war ein engagierter und anspruchsvoller Professor. Unzufrieden mit dem Lehrmaterial schrieb er die botanischen Textbücher für seine Studentinnen und Studenten kurzerhand selbst. In diese Zeit fallen auch seine berühmtesten Veröffentlichungen, die ihn über die Grenzen Englands und Europas hinaus bekannt machten.

Einer seiner Beiträge zur englischen Botanik war Lindleys Plädoyer für ein „natürliches System“ der Pflanzensystematik. Im Gegensatz zu der in England damals vorherrschenden Methode sich auf einzelne Pflanzenmerkmale zur Klassifizierung zu stützen, wollte Lindley alle Merkmale einer Pflanze berücksichtigen. Seine Arbeiten zur Klassifizierung von Orchideen, insbesondere seine Veröffentlichungen „Natural System of Botany“ (1835) und „The Vegetable Kingdom“ (1836), legten den Grundstein für die moderne botanische Taxonomie.

Hartnäckigkeit zahlt sich aus: Die Rettung der Kew Gardens

Neben Forschung und Lehre engagierte sich Lindley für das Gemeinwohl. So setzte er sich für den Erhalt der Royal Botanic Gardens, Kew ein. Denn der Londoner Touristenmagnet stand 1838 tatsächlich vor dem Aus. Nach dem Tod des Gartendirektors und seines Gönners, König George III., befanden sich die Kew Gardens im Niedergang. Die Regierung erwog ihre Schließung und den Abriss des ikonischen Gewächshauses aus Glas. Lindley setzte sich vehement dafür ein, die Gärten an die öffentliche Hand zu übertragen. Die Londoner Gärten sollten zum botanischen Hauptquartier Englands werden. Seine Hartnäckigkeit führte zu einem öffentlichen Aufschrei. Die Regierung war gezwungen, ihre Entscheidung rückgängig zu machen. Die Kew Gardens waren gerettet. Der damalige Premierminister Robert Peel war beeindruckt von Lindleys Einsatz und beauftragte ihn mit einem weiteren Gutachten. Im Oktober 1845 reiste Lindley mit Kollegen nach Irland. Sein Gutachten über die dortige Situation führte zur Ablehnung der berüchtigten Korngesetze. Schutzzölle auf billiges amerikanisches Getreide zum Schutz der englischen Landwirtschaft verhinderten bisher einen Import.

Der Orchideenexperte Europas

Eine entscheidende Rolle spielte John Lindley bei der Förderung der Orchideenkunde durch seine 1841 gegründete Gartenbauzeitschrift „The Gardeners' Chronicle“. Sein wegweisendes Werk „Theory and Practice of Horticulture“ von 1842 gilt bis heute als eines der besten Werke zu den physiologischen Prinzipien der Gartenbaukultur. Seine profunden Kenntnisse verschafften Lindley den Ruf als führender Orchideenexperte nicht nur in England, sondern europaweit. So erhielt er gleich vier Ehrendoktorwürden: 1832 von der Universität München, später folgten Frankreich, die Schweiz und die USA. Weitere Ehrungen kamen hinzu. So verlieh ihm die RHS 1857 die Royal Medal. Und 1904 benannte sie die neu erbaute Ausstellungshalle in Chelsea sowie ihre Londoner Bibliothek nach ihm. Nicht zu vergessen die über 200 Pflanzengattungen, die seinen Namen tragen oder Epitheta (Beiwörter) enthalten, die auf ihn verweisen.

Wie viele seiner Kolleginen und Kollegen starb Lindley an einer Quecksilbervergiftung, die er sich bei Arbeiten mit Herbarien zuzog. Nach seinem Tod im Jahr 1865 erinnerte sein Freund und Kollege aus Deutschland, Ludwig Reichenbach, an den englischen Botaniker: „We cannot tell how long Botany, how long science, will be pursued, but we may affirm that so long as knowledge of plants is considered necessary, so long will Lindley's name be remembered with gratitude.”

In der Lindley Library in London werden heute seine Werke aufbewahrt. Einige sind sogar in der RHS Digital Collections Plattform online zugänglich. Darunter auch Aquarelle der offiziellen Orichideenmaler und -malerinnen. Die wunderschönen Pflanzenmotive englischer Botanikerinnen und Botaniker sind Inspiration für unsere Lindley Library Collection.

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