„Mein Gott, ich mag den Geschmack von Scotch so sehr, dass ich manchmal denke, ich sollte Igor Strawhisky heißen.“ Wahrscheinlich würde sich der russische Komponist und Dirigent Igor Strawinsky, verstorben im Jahr 1971, sehr über die zunehmende Beliebtheit des schottischen Nationalgetränks freuen. Allein in Deutschland steigt der Whisky-Umsatz seit Jahren kontinuierlich: 2010 wurden 974 Mio. Euro für Whisky ausgegeben, für 2024 werden rund 1,3 Mrd. Euro prognostiziert.1 Dies ist hauptsächlich auf steigende Preise, die man für Whisky zahlen muss, zurückzuführen.
Der jährliche durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch liegt in Deutschland bei 0,65 Litern. In Großbritannien hingegen werden pro Kopf und Jahr 1,25 Liter Whisky getrunken. Zum Vergleich: Auf dem Weltmarkt wird der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch von Whisky im Jahr 2024 voraussichtlich bei 0,73 Litern liegen – der höchste Umsatz an Whisky wird in Indien generiert.2
Damit auch weiterhin genug „Wasser des Lebens“ zur Verfügung steht, öffneten 2023 diese drei besonderen Destillerien in Schottland ihre Tore:
Porth of Leith Distillery, Edinburgh
Was stellen Sie sich unter einer Whisky-Brennerei vor? Wahrscheinlich ein großes Gebäude mit riesigen Zylindern und Tanks und einen Keller mit großen Holzfässern in Reih und Glied.
Woran Sie im ersten Moment vermutlich nicht denken, ist an einen hohen Turm. Doch das ändert sich ab sofort: Die Port of Leith Distillery in Edinburgh macht vieles anders und dazu gehört eben auch, dass ihr Erkennungszeichen ein markanter Turm ist. Diesen gibt es mitnichten nur aus ästhetischen Gründen: Die Port of Leith Distillery ist die erste vertikale Whisky-Brennerei des Vereinigten Königreichs. Und was hat das nun zu bedeuten?
Ganz einfach: Die gesamte Brennerei erstreckt sich über neun Stockwerke und arbeitet mit einem vertikalen Produktionsprozess, bei dem ganz oben das Getreide gemahlen und eingemaischt wird und unten die Gärung und Destillation stattfindet.
Bei einem Besuch der Whisky-Destillerie kommt man dem gesamten Prozess so nah wie in kaum einer anderen Brennerei; die 90 Minuten dauernden Führungen beinhalten auch Tastings von Gin und anderen Spirituosen.
https://www.leithdistillery.com
Uile-bheist Distillery and Brewery, Inverness
Inverness, einst das Herz der schottischen Braukunst, war die Heimat von Brennereien wie Glen Mhor, Glen Albyn und Millburn, bis sie in der düsteren „Whisky-Loch“-Ära der 1980er-Jahre geschlossen wurden. Die weltweite Produktion überstieg die stetig sinkende Nachfrage und hatte die Schließung von Brennereien in den Highlands zur Folge.
Die Uile-bheist-Brennerei und -Brauerei am Ufer des Flusses Ness knüpft an alte Traditionen an und haucht ihnen gleichzeitig neues Leben ein: Sie ist die erste Whisky-Destillerie in Inverness seit 130 Jahren.
Auch hier geht der Trend zum umweltfreundlich erzeugten Whisky: Das Wasser wird mit innovativen Techniken gereinigt, und der Strom, der für den Betrieb benötigt wird, stammt von den Solaranlagen auf dem Dach des Gebäudes.
Hinter der Technologie steckt übrigens deutsches Know-how: Das Brauereiunternehmen Kaspar Schulz aus der bayerischen Bierhauptstadt Bamberg sorgte für die Entwicklung der nachhaltigen Produktions- und Verarbeitungstechnik.
8 Door Distillery, John O’Groats
Lange Zeit war Pulteney in Whick die nördlichste Destillerie auf dem schottischen Festland. Bis die 8 Doors Distillery in John O’Groats eröffnete und ihr diesen Titel wegschnappte.
Der Ort war lange als Touristenfalle verschrien, bekannt vor allem für das berühmte Wegweiserschild, unter dem sich etliche Touristen fotografieren ließen. In den letzten Jahren wurde viel investiert, unter anderem in die Renovierung des legendären gleichnamigen Hotels – die 8 Doors Distillery ist ein weiterer Schritt auf dem Weg zum Ausflugsziel mit Mehrwert.
Im Tasting Room können Sie verschiedene Whiskys verkosten, mit einer spektakulären Aussicht durch die großen Panoramafenster auf den Pentland Firth. Bei einer der Führungen – es gibt kürzere Express-Touren und längere Tasting-Touren – erhalten Sie Einblicke in die Produktion des nördlichsten Mainland-Whiskys.
…und damit ist noch lange nicht Schluss. Auch für 2024 sind Neueröffnungen geplant, darunter zwei besonders spannende Destillerien:
Port Ellen, Isle of Islay
Islay ist die südlichste Insel der inneren Hebriden und liegt am Eingang zum Firth of Lorn an der Westseite der Halbinsel Kintyre, ungefähr 40 Kilometer nördlich von Nordirland. Wenn Sie Whiskyfan sind, dann ist Ihnen Islay sicherlich ein Begriff: Mit ihren bis dato neun Destillerien gilt sie als „Königin der Whiskyinseln“ und die Single Malts der Brennereien Ardbeg, Bowmore und Lagavulin sind auf der ganzen Welt bekannt.
Bis 1983 zählte auch Port Ellen zu den berühmten Destillerien – bis sie 1983 im Zuge der Whisky-Krise geschlossen wurde.
Nun ist der Moment, der die Herzen der Islay-Fans höherschlagen lässt, in greifbarer Nähe: Im März 2024 wird Port Ellen wiedereröffnet. Der Konzern Diageo hat eine nicht unerhebliche Summe investiert, um die Brennerei zu neuem Leben zu erwecken – und Whisky zu produzieren, der sich im Geschmack am Ursprungsprodukt orientiert.
Bis die ersten neuen Whiskys auf den Markt kommen, werden noch einmal einige Jahre vergehen. Bis dahin gibt es immer mal wieder Abfüllungen aus der einstigen Brennerei, wie die Luxusedition „Gemini“ zum Anlass der Wiedereröffnung – limitiert auf 247 Sets zu je zwei Flaschen.
Weitere Informationen hierzu sowie zum Stand der Eröffnung erhalten Sie auf der Seite Whiskyexperts.
Ardgowan Distillery, Renfrewshire
Ardgowan wollte ursprünglich 2017 mit dem Bau seiner neuen Malt-Whisky-Brennerei auf dem Ardgowan Estate in Inverkip, etwa 45 Minuten nordwestlich von Glasgow beginnen. Es folgten Verzögerungen, doch Ende 2023 wurde endlich mit dem Bau begonnen. Die Eröffnung ist für Anfang 2024 geplant.
Die Ardogwan Destillerie wird kohlenstoffnegativ produzieren, mit einer innovativen Technik, durch die das Kohlenstoffdioxid, das durch die Fermentation entsteht, aufgefangen wird.
Es gibt noch keinen genauen Zeitplan, wann das erste Fass abgefüllt wird, aber die Brennerei geht davon aus, dass die erste Abfüllung im Jahr 2030 auf den Markt kommen wird. Wenn Sie nicht so lange warten möchten, haben Sie die Möglichkeit, Blended Whiskys der Clydebuilt Collection zu probieren, die aus Whiskys von verschiedenen Highland-Destillerien bestehen. Mehr Informationen dazu finden Sie beim Whiskyfanblog.
Quellen:
1https://de.statista.com/outlook/cmo/alkoholische-getraenke/spirituosen/whisky/deutschland
2https://de.statista.com/outlook/cmo/alkoholische-getraenke/spirituosen/whisky/weltweit
Eine kleine Auswahl schottischer Single Malt Whiskys finden Sie auch in unserem Online-Shop.
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