Jedes Jahr am 5. März feiern die Menschen in den Städten und Dörfern Cornwalls „St. Piran’s Day“. Es gibt bunte Paraden, Märkte, Konzerte oder die schauspielerische Nacherzählung des Lebens des heiligen Piran. Zur Tradition gehört auch, sich in den Nationalfarben Schwarz, Weiß und Gold zu kleiden oder einen kornischen Tartan zu tragen.
Der Genuss regionaler Spezialitäten und Getränke ist ebenfalls fester Bestandteil des Feiertages. Denn es heißt, dass die Redewendung „As drunk as a Perran"(so betrunken wie ein Perraner) auf St. Piran zurückgeht, da er sich gerne und oft einen Schluck genehmigte. Deshalb wäre es wohl ganz in seinem Sinne gewesen, dass sein Gedenktag so ausgelassen und fröhlich gefeiert wird.
Der heilige Piran
Eigentlich war St. Piran ein irischer Bischof, der Erzählungen nach im frühen 6. Jahrhundert lebte. Schon in Irland soll er Wunder gewirkt haben. Man erzählte sich, dass er sogar Soldaten von den Toten auferstehen ließ.
Doch es muss etwas vorgefallen sein, denn die Könige Irlands wollten ihn dringend loswerden. Dazu ließen sie ihn mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer werfen. Doch er ertrank nicht und gelangte stattdessen in Cornwall in der Perran Bay an Land.
Dort errichtete er schon bald eine kleine Kapelle. Und tatsächlich finden sich dort noch heute die Überreste einer frühchristlichen Kapelle, die „St. Piran’s Oratory“ genannt wird. Seine ersten Bekehrten waren laut Erzählung ein Dachs, ein Fuchs und ein Wildschwein. Als sich sein Wirken herumsprach, kamen immer mehr Menschen aus der ganzen Gegend herbei, um ihn predigen zu hören.
Schutzpatron der Zinnarbeiter
Während seines langen Lebens – die Legende besagt, er wurde 206 Jahre alt – soll er ganz zufällig das Zinn entdeckt haben. Das brachte ihm den Beinamen Schutzpatron der Zinnarbeiter ein.
In Cornwall hatte Zinn lange Zeit einen enormen Stellenwert. Denn über viele Jahrhunderte war der Rohstoff der wichtigste Wirtschaftsfaktor. Allein im frühen 19. Jahrhundert kamen mehr als die Hälfte des Weltbedarfs an Zinn aus kornischen Minen. Grund genug, den Schutzpatron des Zinns zum Schutzpatron ganz Cornwalls zu machen. Auch wenn es seit 1998 dort keine aktive Zinnmine mehr gibt, ist der Feiertag heute unverrückbarer Bestandteil der kornischen Kultur.
Auch die schwarz-weiße Flagge Cornwalls soll durch das Schwarz des Erzes und das Weiß des heißen Zinns inspiriert sein. Manche beharren auch darauf, dass das weiße Kreuz vor dem schwarzen Hintergrund die Wahrheit darstellt, die die Dunkelheit erhellt – was ebenfalls auf St. Piran verweisen soll, der eine frühe Form des Christentums nach Cornwall brachte.
Von keltischer Rückbesinnung zum Nationalfeiertag
Ursprünglich war „St. Piran’s Day“ einer von vielen nationalen Feiertagen, den die Zinnarbeiter mit ihren Familien in ihren Gemeinden feierten. Erst ab der Mitte des 20. Jahrhunderts begannen weitere Städte und Dörfer, den Tag mit Paraden und Veranstaltungen zu begehen. Triebfeder waren die „Celtic Revivalists“, die den Tag Anfang des 19. Jahrhunderts als Rückbesinnung auf die kornische Kultur wiederentdeckten. Seit den 1950er-Jahren hat der Feiertag weiter an Popularität gewonnen und gilt mittlerweile als Nationalfeiertag Cornwalls.
Feste und Paraden in ganz Cornwall
Wer mitfeiern möchte, findet am 5. März nahezu überall große und kleine Feste. Einige der größten und bekanntesten Paraden lassen sich zum Beispiel in Newquay, Truro oder St. Austell besuchen. Aber auch in kleinen Orten finden Umzüge und Veranstaltungen statt. Es gibt unter anderem Live-Musik, Märkte sowie typisches Essen und Getränke. Manchmal führen auch Schulklassen ein Schauspiel auf oder die Einheimischen lesen oder singen auf Kornisch.
Kurzum, an diesem Tag feiert Cornwall sich selbst und alles, was die Region ausmacht. Das hätte sicher auch dem heiligen Piran gefallen.
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