Eine Krimiserie zur Zeit des zweiten Weltkriegs
Mordermittlungen im englischen Hastings während des zweiten Weltkriegs? Zugegeben, das klingt ungewöhnlich. Aber dass es wunderbar funktioniert, beweist der britische Drehbuchautor Anthony Horowitz eindrücklich mit der neu in Deutschland gestarteten Serie Inspector Foyle, die auf ONE läuft und in der ARD Mediathek zu sehen ist.
Diese sticht aufgrund der ungewöhnlichen Zeitperiode deutlich aus der britischen Krimilandschaft heraus. Doch wer einen bedachten Kommissar und ein tolles Ermittlerteam mag, kommt bei dieser ruhigen und spannenden Krimi-Serie auf seine Kosten.
Ein Ermittler im südenglischen Hastings
Inspector Foyle ist ein verwitweter Detective Chief Superintendent, der im Küstenort Hastings ermittelt. Er schlägt sich mit Schwarzmarkthändlern, Korruption und anderen kriminellen Machenschaften herum, die in den Wirren des Krieges blühen. Das macht ihm wenig Freude und er bittet gleich zu Beginn der ersten Folge mehrfach um Versetzung. Doch als ihm ein Mordfall an der deutschen Ehefrau eines wohlhabenden hohen Beamten dazwischenkommt, ist sein Spürsinn gefragt. Er entscheidet sich, in Hastings zu bleiben und den Mord aufzuklären.
Es ist das Jahr 1940, und Deutsche haben in England keinen guten Stand. Auch gewöhnliche deutschstämmige Bewohner werden der Spionage verdächtigt, als Feind angesehen und eingesperrt. Dieser Perspektivwechsel ist ungewohnt, aber auch spannend. Auch der Alltag der Menschen während des Krieges ist anders als heute, denn sie leben mit der ständigen Angst vor Angriffen durch deutsche Bomber. Die Serie besticht auch durch ihre Detailtreue: Wer genau hinsieht, dem fallen die kleinen Kästchen auf, die viele Passanten über der Schulter tragen: Es sind Gasmasken, die die Bevölkerung damals stets bei sich haben sollten.
Der besonnene Inspektor und sein Team
Christopher Foyle erweist sich als zurückhaltender, charakterstarker und ehrlicher Ermittler, der unbeeindruckt von Angst und Propaganda stets das Menschliche sieht. Ihm zur Seite steht die junge Samantha Stewart, die ihm als seine Fahrerin zugeteilt wurde. Warum er nicht fahren kann, bleibt zunächst ungeklärt. Die junge Frau ist neugierig, redselig und tatkräftig. Paul Milner, ein ehemaliger Polizist, der im Krieg ein Bein verloren hat, komplettiert das Team. Die Dynamik des Trios, die spannenden Fälle und die Besonnenheit des Ermittlers sorgen dafür, dass das bewährte Krimirezept auch bei Inspector Foyle aufgeht.
Der Drehbuchautor Anthony Horowitz: Von Barnaby über Poirot bis zu Inspector Foyle
Es ist kein Wunder, dass Anthony Horowitz etwas vom britischen Krimihandwerk versteht: Das hat er bereits als einer der Macher von Inspector Barnaby oder Agatha Christies Poirot unter Beweis gestellt. Der im Jahr 1955 geborenen Drehbuchautor war, wie er selbst sagt, zunächst ein unglückliches, dickes Kind. Um dem zu entfliehen, begann er zu scheiben. Das Drehbuch zu Inspector Foyle reichte er bei ITV ein, als dort eine Nachfolgeserie für „Der junge Inspektor Morse“ gesucht wurde. Der Sender wählte sein Konzept aus knapp 300 Bewerbungen aus.
Nach über zwanzig Jahren endlich Premiere in Deutschland
Inspector Foyle entstand bereits 2002, lief aber bisher nie im deutschen Fernsehen. Am 20. März 2024 feierte die Serie auch hierzulande Premiere. Vielleicht scheuten die Sender wegen der dargestellten negativen Sicht der englischen Bevölkerung auf Deutsche davor zurück, die Serie früher in Deutschland auszustrahlen. Doch diese Sorge ist unbegründet, denn Inspector Foyle ordnet die Situation stets besonnen und menschlich ein, was ihn enorm sympathisch macht.
In England wurde die Serie wohl auch durch den renommierten Schauspieler Michael Kitchen zu einem Publikumsliebling. Der von ihm gespielte Inspector Foyle wurde 2011 von den Zuschauern zum beliebtesten Ermittler Großbritanniens gewählt. Dort liefen insgesamt fünf Staffeln, bevor die erfolgreiche Serie unverständlicherweise abgesetzt wurde. Doch das beliebte Ermittlerteam konnte nach einer Pause die Arbeit wieder aufnehmen, sodass insgesamt acht Staffeln gedreht wurden.
Kurzum: Es lohnt sich, Inspector Foyle und seinem kleinen Team ins Hastings der 40er zu folgen und im stimmigen Zeitkolorit mit auf Mörderjagd zu gehen.
Leserbriefe (7)
Trixi Riexinger
am 05.04.2024jetzt weiss ich endlich, was es mit diesen Kästchen auf sich hat.
Ich war 1964 als sehr junge Deutsche in England. Damals hat man mir gesagt, dass ich ja nichts für die Greueltaten der Deutschen könne, da ich ja erst nach dem Krieg geboren wurde. Das hat mir sehr imponiert.
Mit freundlichem Gruss
Trixi
Susanne Reitinger
am 05.04.2024Ich hoffe doch sehr, dass nun auch die weiteren Folgen auf Deutsch herauskommen.
Mit freundlichen Grüßen, S. Reitinger
Hortense Bohaumilitzky
am 05.04.2024Wera Doppelhofer
am 06.04.2024Therese Schneider
am 09.04.2024Die Briten können es einfach! Großartig!
Eva Hafner
am 11.04.2024lange auf eine ähnlich gute Serie aus England gewartet. Wie wunderbar, jetzt gibt es sie - Inspector Foyle!! Ruhig, aber spannend und ausgezeichnet gespielt, sehr interessant, die Zeit aus englischer Sicht nachzuvollziehen.
Die besten Krimiserien sind einfach die britischen! Super, dass Sie darüber berichten...
Eva Korbl
am 19.04.2024